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Im Nationalpark Harz ist der Wald aufgrund von Borkenkäferbefall großräumig massiv beschädigt.

© Julian Stratenschulte/dpa

Debatte um die richtige Forstwirtschaft: Für die Zukunft des Waldes fehlt es an einer Strategie

Was kann für Wälder getan werden, damit sie dem Klimawandel trotzen und vom Menschen genutzt werden können? Die Politik muss Antworten geben. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Susanne Ehlerding

In gleich mehreren Ländern in Südeuropa brennen seit Tagen die ausgetrockneten Wälder. Aus Deutschland geht ein banger Blick dorthin: Droht uns das in Zukunft auch? Wahrscheinlich ja, wenn es mit dem Klimawandel so weitergeht und die Emissionen immer noch steigen.

Was aber tun, um „unseren“ Wald, den deutschen Sehnsuchtsort, zu retten? Beim „Nationalen Waldgipfel“ des Försters Peter Wohlleben an diesem Donnerstag geben Forstrebellen eine Antwort darauf. Der Titel der Veranstaltung ist frech geklaut beim Bundeslandwirtschaftsministerium, das selbst schon zu nationalen Waldgipfeln einlud. Was dort besprochen wurde, gefällt Freunden einer neuen, naturnahen Bewirtschaftung der Wälder gar nicht: 500 Millionen Euro verteilt das Ministerium, um Waldbesitzern nach drei Dürrejahren zu helfen. Einzige Auflage: Die Flächen müssen mit einem Nachhaltigkeitssiegel zertifiziert sein, was der weit überwiegende Teil sowieso schon ist. Eine üppige Förderung also, von der die großen Waldbesitzer bei einer Zahlung pro Hektar am meisten profitieren.

Weiteres Geld gibt es fürs Aufräumen im Wald, um tote Stämme mit Borkenkäferbefall herauszuholen. Liegenlassen wäre aus Sicht der Forstrebellen besser. So wie im bayerischen Wald, wo nach Sturmwurf, Schneebruch und Borkenkäferbefall eine abwechslungsreiche und klimabeständigere Waldwildnis entstanden ist.

Das kann und muss nicht auf allen elf Millionen Hektar Wald in Deutschland so sein. Aber nicht einmal die fünf Prozent Naturwälder, die in der Nationalen Strategie zur biologischen Vielfalt für 2020 beschlossen wurden, sind erreicht. Geschafft sind bisher 3,1 Prozent.

Die Politik hat bisher zu wenig eingegriffen

Zwischen der traditionellen und der naturnahen Forstwirtschaft wird der Kampf um die beste Pflege des Waldes gerade mit großer Erbitterung geführt. Was bisher als gute forstwirtschaftliche Praxis galt – zum Beispiel große, wertvolle Bäume aus dem Wald zu nehmen, damit die anderen nachwachsen können –, soll nun falsch sein. Weil dadurch nämlich ein Loch im Blätterdach entsteht und der Waldboden austrocknet. Hier umzuschwenken ginge gegen den Stolz von altgedienten Forstexperten. Doch an ihren Konzepten hängen (zu?) viele wirtschaftliche Interessen.

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Wie der Wald künftig so genutzt werden kann, dass er Geld bringt, dem veränderten Klima trotzt und den Bedarf einer nachhaltigen Bauwirtschaft decken kann, muss erst noch ausgehandelt werden. Die Politik hat hier bisher zu wenig steuernd eingegriffen – so wie lange Zeit auch bei der Klimapolitik insgesamt. Denn die Senkung der Emissionen, hier und überall, ist auch für den Schutz der deutschen Wälder sehr wichtig.

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