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Politik: Der Geist der Schweiz

Zypern soll ein Bundesstaat nach eidgenössischem Vorbild werden – die Verhandlungen gehen bei Luzern in die entscheidende Runde

Einen Monat vor der Volksabstimmung über eine Wiedervereinigung Zyperns am 20. April schalten sich die Türkei und Griechenland direkt in die bisher fruchtlosen Verhandlungen ein. Von diesem Mittwoch an sitzen in der Schweiz Vertreter der Regierungen aus Athen und Ankara mit am Verhandlungstisch – am Sonntag werden sogar die Ministerpräsidenten Recep Tayyip Erdogan und Kostas Karamanlis sowie UN-Generalsekretär Kofi Annan erwartet. Überschattet werden die Gespräche von einem eskalierenden Konflikt zwischen dem türkisch-zyprischen Volksgruppenführer Rauf Denktasch und der türkischen Regierung in Ankara.

Denktasch und der zyprisch-griechische Präsident Tassos Papadopoulos hatten fünf Wochen lang in Nikosia über die Umsetzung des UN-Friedensplans verhandelt, der die Gründung eines neuen Bundesstaates nach Schweizer Vorbild vorsieht. Da diese Gespräche ergebnislos blieben, reden bei der neuen Verhandlungsrunde in Bürgenstock bei Luzern nicht nur Insel-Griechen und Insel-Türken miteinander: Die Außenminister der Türkei und Griechenlands werden ebenfalls hinzugezogen; am 29. März nehmen dann auch Erdogan, Karamanlis und Annan an der entscheidenden Gesprächsphase teil.

Gibt es trotz der Teilnahme der Chefs keine Einigung, darf Annan im Alleingang alle offenen Fragen klären. Annans Modell wird dann am 20. April beiden Volksgruppen auf Zypern in getrennten Abstimmungen vorgelegt.

Wenn der Plan angenommen wird, tritt am 1. Mai ein geeintes Zypern der EU bei – fast genau 30 Jahre nach der Teilung infolge eines griechischen Putsches und einer türkischen Militärintervention im Sommer 1974.

Doch Denktasch boykottiert die neuen Verhandlungen in der Schweiz. Der 80-jährige Volksgruppenführer will seine Wähler am 20. April auf jeden Fall zu einer Ablehnung des UN-Friedensplans aufrufen. Das lässt in Ankara die Alarmglocken läuten. Scheitert die Wiedervereinigung Zyperns an der türkischen Seite, ist die EU-Bewerbung der Türkei gefährdet. Die Türkei will deshalb alles daransetzen, dass die Insel-Türken im April mit Ja stimmen.

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