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FILE PHOTO: A satellite image shows gas from the Nord Stream pipeline bubbling up in the water following incidents in the Baltic Sea, in this handout picture released September 29, 2022. Roscosmos/Handout via REUTERS ATTENTION EDITORS - THIS IMAGE HAS BEEN SUPPLIED BY A THIRD PARTY. MANDATORY CREDIT. WATERMARKS AND INFOGRAPHICS FROM SOURCE./File Photo

© REUTERS/Roscosmos

Update

Nach Anschlägen auf Nord Stream-Pipelines: Deutsche Ermittler durchsuchten verdächtiges Schiff

Im Januar haben deutsche Ermittler ein Schiff durchsucht. Es bestehe der Verdacht, dass es zum Transport von Sprengsätzen verwendet worden sein könnte.

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Bei ihren Ermittlungen zu den Explosionen an den Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 hat die Bundesanwaltschaft im Januar ein verdächtiges Schiff durchsuchen lassen. Es bestehe der Verdacht, dass es zum Transport von Sprengsätzen verwendet worden sein könnte, die Ende September 2022 an den Pipelines explodiert waren, teilte eine Sprecherin der Karlsruher Behörde am Mittwoch auf Anfrage mit.

Die Auswertung der sichergestellten Spuren und Gegenstände dauere an. „Die Identität der Täter und deren Tatmotive sind Gegenstand der laufenden Ermittlungen“, hieß es weiter. „Belastbare Aussagen hierzu, insbesondere zur Frage einer staatlichen Steuerung, können derzeit nicht getroffen werden.“

Laut Bundesanwaltschaft fand die Durchsuchung vom 18. bis 20. Januar „im Zusammenhang mit einer verdächtigen Schiffsanmietung“ statt. Im Rahmen der weiteren Ermittlungen werde sämtlichen Hinweisen zur Aufklärung des Sachverhalts nachgegangen.

Ein Tatverdacht gegen Mitarbeiter des deutschen Unternehmens, welches das Schiff vermietet habe, bestehe nicht. Weitere Auskünfte könnten derzeit nicht erteilt werden.

Kiew bestreitet Beteiligung an Sprengungen

Der ukrainische Verteidigungsminister Olexij Resnikow bestritt unterdessen eine Beteiligung seines Ministeriums an der Sabotage der Gaspipelines. Dass ukrainischen Spezialkräften so ein Einsatz zugetraut wird, sei „eine Art Kompliment“, sagte Resnikow am Mittwoch am Rande eines informellen Treffens mit den Verteidigungsministern der EU-Staaten in Schweden. „Aber das ist nicht unser Tätigkeitsfeld.“

Die Story sei schräg, weil sie nichts „mit uns“ zu tun habe. Auf die Frage, ob er befürchte, dass die Berichte über eine mögliche Beteiligung der Ukraine an der Sabotage einen negativen Einfluss auf die Unterstützung für sein Land im Krieg gegen Russland haben könnte, sagte Resnikow: „Nein, ich bin nicht besorgt.“

Stoltenberg betont Unklarheit bei der Täterschaft

Auch die Nato hat nach Angaben von Generalsekretär Jens Stoltenberg weiter keine gesicherten Erkenntnisse darüber, wer hinter den Explosionen an den Gaspipelines Nord Stream 1 und 2 steckt.

„Was wir wissen ist, dass es einen Angriff auf die Nord-Stream-Pipelines gab, einen Sabotageakt, aber wir konnten nicht feststellen, wer dahintersteckt“, sagte der Norweger am Mittwoch am Rande eines informellen Treffens der Verteidigungsminister der EU-Staaten in Schweden.

Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg bei einer Pressekonferenz in Schweden.
Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg bei einer Pressekonferenz in Schweden.

© REUTERS/TT NEWS AGENCY

Bevor die nationalen Untersuchungen nicht abgeschlossen seien, sollte seiner Meinung nach auch nichts über mögliche Täter gesagt werden. Stoltenberg verwies zudem darauf, dass die Nato nach den Angriffen gegen Nord Stream 1 und 2 die Anstrengungen zur Gefahrenabwehr verstärkt habe.

Der Vorfall habe gezeigt, wie wichtig es sei, die kritische Infrastruktur unter Wasser zu schützen, erklärte der Norweger. Es gebe Tausende Kilometer Gas- und Ölpipelines, Stromkabel und Internetkabel, die wichtig für die Gesellschaften seien. 

Baerbock und Pistorius warnen vor voreiligen Schlüssen

Zuvor äußerten sich Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) und Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) zurückhaltend zu den neuen Berichten über mögliche Hintergründe der Explosionen an den deutsch-russischen Gaspipelines Nord Stream 1 und 2.

Er habe diese Berichte „mit großem Interesse“ zur Kenntnis genommen, es gelte aber abzuwarten, „was sich davon bestätigt“, sagte Pistorius am Mittwoch im Deutschlandfunk am Rande eines Besuchs in Stockholm. Erst dann könne über mögliche Konsequenzen gesprochen werden.

„Das muss geklärt werden“, sagte dazu Pistorius. Vorerst halte er es aber „nicht für zielführend“, die Rechercheergebnisse hypothetisch zu kommentieren. Es könne zum jetzigen Zeitpunkt nicht ausgeschlossen werden, dass es sich um ein Täuschungsmanöver handele, um pro-ukrainische Gruppen zu beschuldigen.

Auch das Außenministerium verfolge „alle Berichte und auch alle Erkenntnisse, die es von unterschiedlichen Akteuren gibt, ganz, ganz intensiv“, sagte Baerbock am Mittwoch bei ihrem Besuch in der Kurden-Hauptstadt Erbil auf eine entsprechende Journalistenfrage.

Bundesaußenministerin Baerbock bei einem Besuch im Irak.
Bundesaußenministerin Baerbock bei einem Besuch im Irak.

© dpa/Michael Kappeler

Zunächst müssten aber die zuständigen Behörden ihre Ermittlungen zu Ende führen. Dies sei nötig, damit „wir dann von Seite der Regierung aufgrund dieser Erkenntnisse dann auch Beurteilungen treffen können und nicht voreilig aus Berichten heraus Schlüsse für uns ziehen“.

Die Bundesregierung habe immer wieder deutlich gemacht, dass der Generalbundesanwalt in Karlsruhe für die Ermittlungen zuständig sei. Dieser ermittelt seit Anfang Oktober 2022. Baerbock verwies auf Untersuchungen in Schweden und Dänemark unter Federführung der dortigen Behörden.

Bericht verdächtigt sechsköpfiges Team

ARD, SWR und die „Zeit“ hatten am Dienstagabend über neue Erkenntnisse der Ermittler berichtet. Dort hieß es unter Berufung auf geheimdienstliche Hinweise, eine pro-ukrainische Gruppe könnte für die Explosionen verantwortlich sein. Beweise dafür, wer diese in Auftrag gegeben habe, seien bislang aber nicht gefunden worden.

Nach diesen Berichten wurde die fragliche Jacht von einer Firma mit Sitz in Polen angemietet, welche „offenbar zwei Ukrainern gehört“. Ein sechsköpfiges Team, bestehend aus einem Kapitän, zwei Tauchern, zwei Tauchassistenten und einer Ärztin, habe den Sprengstoff damit zu den Tatorten gebracht. Welche Nationalitäten diese Leute hätten, sei unklar. Sie hätten offenbar gefälschte Pässe verwendet.

Am 26. September waren nach Explosionen nahe der dänischen Ostsee-Insel Bornholm insgesamt vier Lecks an den beiden Pipelines von Russland nach Deutschland entdeckt worden. Die schwedischen Sicherheitsbehörden hatten im November festgestellt, dass es sich um schwere Sabotage gehandelt habe - ohne jedoch einen Schuldigen zu benennen. (dpa)

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