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© dpa

Deutschland-Besuch: Türkische Lehrer: Erdogan beißt bei Merkel auf Granit

Kanzlerin Merkel hat ihrem türkischen Amtskollegen Erdogan eine schnelle Aufklärung des Brandes in Ludwigshafen zugesichert. Mit seinem Vorschlag, türkische Lehrer nach Deutschland zu entsenden, stieß Erdogan bei der Kanzlerin allerdings nicht auf Gegenliebe.

Angesichts der heftigen Debatte nach der Brandkatastrophe von Ludwigshafen haben der türkische Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan und Bundeskanzlerin Angela Merkel für verstärkte Integrationsbemühungen geworben. Skeptisch reagierte die Kanzlerin auf einen Vorschlag Erdogans zur Entsendung türkischer Lehrer nach Deutschland. Der Ministerpräsident hatte in einer Diskussionsrunde mit deutschen und türkischstämmigen Schülern im Kanzleramt vorgeschlagen, in Deutschland Gymnasien zu gründen, die in türkischer Sprache unterrichten.

Die Türkei sei bereit, für Bildungseinrichtungen in Deutschland eigens geschultes türkisches Lehrpersonal zur Verfügung zu stellen. "Es wäre ein Fehler, dies zu verhindern", sagte der Regierungschef. Er verwies darauf, dass es in der Türkei deutsche Schulen gebe, in denen in deutscher Sprache unterrichtet werde.

Erdogan: In Istanbul wird deutsche Universität gebaut

Merkel sagte, die Arbeit türkischer Lehrer an deutschen Schulen stelle sie sich "schwierig vor". Etwas anderes sei der Einsatz von Sozialpädagogen, die sich speziell um Migrantenkinder kümmern könnten. Sie habe Schwierigkeiten mit der Entsendung türkischer Lehrer nach Deutschland, sagte sie. Allerdings befürwortete Merkel den verstärkten Einsatz von Lehrern mit Migrationshintergrund.

Der Ministerpräsident sagte in der von Merkel moderierten Diskussionsrunde: "In Deutschland sollten Gymnasien gegründet werden können, die in türkischer Sprache unterrichten, und die Bundesregierung sollte darin kein Problem sehen." Er kündigte an, dass in Istanbul auch eine deutsche Universität gegründet werden solle. Im Gegenzug könne auch in Deutschland eine türkische Universität etabliert werden.

550 türkische Lehrer in Deutschland

Aus der Internetsite des Auswärtigen Amtes geht hervor, dass das Erziehungsministerium in Ankara türkische Lehrer bereits entsendet, die türkischen Kindern an Schulen in Deutschland muttersprachlichen Unterricht erteilen. Durchschnittlich halten sich 550 türkische Lehrer zu diesem Zweck in Deutschland auf.

Im September 2006 riefen Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) und sein damaliger türkischer Amtskollege Abdullah Gül in Istanbul die "Ernst Reuter Initiative" für den interkulturellen Dialog ins Leben. Wichtigstes Vorhaben ist die Gründung einer deutsch-türkischen Universität bei Istanbul.

Merkel: Brand wird schnell aufgeklärt

Neben den Politikern forderten in der Diskussion auch die Schüler verstärkte Anstrengungen zur Integration und mehr gegenseitige Toleranz. Merkel wie Erdogan sagten, gute Sprachkenntnisse seien dabei sehr wichtig. Es komme darauf an, dass die Schüler ihre Lehrer verstünden. Ungeachtet der Diskussion über bessere Bildungschancen sagte Erdogan: "Ja zur Integration - Nein zur Assimilation."

Zuvor hatte Merkel Erdogan eine entschlossene Suche nach den Ursachen der Brandkatastrophe von Ludwigshafen zugesichert. Es werde "mit Hochdruck" daran gearbeitet. "Wir werden in Deutschland alles dafür tun, damit diese Brandkatastrophe so schnell wie möglich aufgeklärt wird." Die Ermittler konnten am Freitag erstmals den Keller des großteils zerstörten Wohnhauses betreten, in dem am Sonntag neun Türken umgekommen waren. Die Polizei vernahm weitere Zeugen. Die Sonderkommission wurde mittlerweile von 50 auf rund 80 Ermittler aufgestockt. (jvo/dpa/ddp)

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