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Politik: Die Angst vor dem großen Knüppel

Die Spannungen zwischen Indien und Pakistan wachsen. Die Erklärung des indischen Premierministers Atal Behari Vajpayee vom Dienstag, man werde den Selbstmordanschlag auf das indische Parlament in der vergangenen Woche "so hart bestrafen, wie es der Größe dieses Verbrechens entspricht", hat die USA und China mit dringenden Beschwörungen auf den Plan gerufen: Indien soll unbedingt Zurückhaltung üben.

Die Spannungen zwischen Indien und Pakistan wachsen. Die Erklärung des indischen Premierministers Atal Behari Vajpayee vom Dienstag, man werde den Selbstmordanschlag auf das indische Parlament in der vergangenen Woche "so hart bestrafen, wie es der Größe dieses Verbrechens entspricht", hat die USA und China mit dringenden Beschwörungen auf den Plan gerufen: Indien soll unbedingt Zurückhaltung üben. Washington befürchtet, dass sich die Krise zu einem Atomkrieg ausweiten könnte. Schließlich ist es denkbar, dass Indien die Waffenstillstandslinie in Kaschmir überschreitet oder die Ausbildungslager der Terroristen auf pakistanischem Boden angreift, deren Lage es sehr genau kennt.

Aber auch Peking möchte mit allen Mitteln verhindern, dass das kleinere Pakistan dann den Finger auf den Atomknopf legt - nicht nur wegen der apokalyptischen Folgen, sondern weil China ganz wesentlich den Pakistanis zur Bombe verholfen hat. Hektische diplomatische Aktivitäten sind deshalb im Gange, die beiden Kontrahenten zu bewegen, nach dem Anschlag auf das indische Parlament eine gemeinsame Untersuchungskommission einzusetzen. Dies wird jedoch von beiden Seiten abgelehnt.

Die Inder haben umfangreiches Material vorgelegt, das beweisen soll, dass die beiden in Pakistan ansässigen Terrorgruppen, die Lashkar-e-Tayba und die "Armee Mohammeds", die Jaish-e-Mahammad, für den blutigen Anschlag mitten in Delhi verantwortlich waren. Doch dem pakistanischen Militärherrscher General Pervez Musharraf reichen diese Beweise nicht. Er ist auch nicht bereit, die beiden Organisationen zu verbieten. Allerdings ist Washington die ständigen Versicherungen des neuen Verbündeten in Islamabad leid, man werde energisch gegen die Islamisten im eigenen Land vorgehen.

Ausgerechnet jetzt, wo mit der Einsetzung einer Interimsrgierung in Kabul am kommenden Samstag die Afghanistan-Etappe des weltweiten Kampfes gegen den Terror in eine entscheidende Phase tritt, stellen die Kriegswolken auf dem Subkontinent eine Katastrophe dar. Solange das Kaschmir-Problem nicht gelöst ist, bleibt die Region "der gefährlichste Punkt der Welt", wie Bill Clinton richtig bemerkt hat. Dieser explosive Herd kann nur beseitigt werden, wenn Pakistan seine Terrorgruppen zurückpfeift und wenn Indien endlich der Vermittlung einer dritten Partei zustimmt.

Gabriele Venzky

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