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Das klassische Bild vom deutschen Beamten.

© Imago

Die Deutschen und ihre Beamten: Zuverlässig, hilfsbereit, kompetent - aber auch gut gelitten?

Der Beamtenbund hat fragen lassen, was die Deutschen von ihren Staatsdienern halten. Die Ergebnisse sind etwas widersprüchlich.

Der Beamte an sich (und die Beamtin damit auch) hat kein gutes Image. Das ergibt eine Umfrage, die der Deutsche Beamtenbund in Auftrag gegeben hat. Demnach genießen Staatsdiener bei nur 34 Prozent der Befragten ein hohes Ansehen. Immerhin: Vor neun Jahren waren es noch sieben Prozentpunkte weniger. Doch hat die Forsa-Umfrage auch in diesem Jahr wieder ein verblüffendes Ergebnis gebracht: Fragt man die Leute nicht pauschal nach Beamten, sondern konkreter nach Berufsgruppen im öffentlichen Dienst, fällt das Urteil weitaus besser aus. So kommen Feuerwehrleute auf eine Anerkennung von 93 Prozent, Erzieherinnen im Kindergarten auf 82 Prozent (auch Polizisten erreichen diesen Wert), Richter liegen bei 75 Prozent und Lehrer bei 70 Prozent. Auch die Müllabfuhr kommt gut weg mit 73 Prozent. Freilich sind nicht alle Mitarbeiter im öffentlichen Dienst heute noch Beamte, nicht einmal bei den Lehrern. Doch wie ist die Diskrepanz zu erklären? Ein Indiz könnte sein, dass – konkret gefragt – der Steuerbeamte mit 29 Prozent Ansehen schlechter wegkommt als der Beamte generell (oder die häufiger sichtbaren Berufsgruppen wie Lehrer oder Polizisten). Forsa-Chef Manfred Güllner glaubt, dass der eher magere Wert für Beamte an sich – „eine Kategorie ohne konkreten Inhalt“ – etwas damit zu tun hat, dass Bürokratie allgemein auch eher negativ bewertet wird. 55 Prozent der Befragten gaben denn auch an, dass es in Deutschland zu viel staatliche Bürokratie gebe – 38 sagen, es sei „gerade richtig“. Andererseits stimmten 72 Prozent der Aussage zu, in der globalisierten Gesellschaft brauche man einen starken Staat, der die Bürger vor ausufernden Entwicklungen schützen kann. Es wäre natürlich interessant zu wissen, wie viele den starken Staat noch wollen, wenn man die ausufernden Entwicklungen in der Frage weglässt. Unklar auch, warum die hohe Neigung zum starken Staat mit der weniger hohen Neigung zum starken Staatsapparat einhergeht.

Staat gilt den meisten als nicht zu teuer

Immerhin sind heute zwei Drittel der Befragten der Meinung, der öffentliche Dienst koste nicht zu viel Geld. Im Jahr 2007 waren es nur 37 Prozent. Dass 85 Prozent der Beamten selbst ihr Tun als kostengünstig ansehen, ist einleuchtend, aber warum halten 13 Prozent der Beamten den öffentlichen Dienst für zu teuer? Die Jüngeren sind übrigens staatsaffiner. 81 Prozent der 14- bis 29-Jährigen sagen, der öffentliche Dienst koste nicht zu viel Geld, und nur 49 Prozent meinen, es gebe zu viel Bürokratie. Es ist dann vermutlich die Lebenserfahrung, die die Älteren über 60 Jahren zu einer etwas anderen Ansicht gebracht hat: In dieser Gruppe sagen nur noch 58 Prozent, der Staat koste nicht zu viel Geld, und 59 Prozent sehen zu viel Bürokratie.
Natürlich hat der Beamtenbund auch noch etwas konkreter in eigener Sache nachfragen lassen – und zwar beim Thema Beamtenbesoldung. Und siehe da, nur 21 Prozent sagen, die politische Zuständigkeit für die Bezahlung sollte bei den Ländern liegen, welche die meisten Beamten haben. 59 Prozent wären eher für eine Zuständigkeit beim Bund. Und dass 76 Prozent auch noch eine einheitliche Besoldung aller Beamten unterstützten, ist für Beamtenbund-Chef Klaus Dauderstädt eine Bestätigung der eigenen Gewerkschaftslinie. Denn die Spreizung bei den Beamtengehältern zwischen einzelnen Ländern liegt nach seinen Worten mittlerweile bei 20 Prozent – in der Spitze. Der Beamtenbund möchte zurück zur alten Regelung vor der Föderalismusreform von 2006, als die Beamteneinkommen bundesweit einheitlich waren. Die Länder abschaffen wollen die meisten Deutschen übrigens nicht. 67 Prozent sagen, alle 16 Länder sollten bestehen bleiben. Unter den 30 Prozent, die weniger Länder wollen, herrscht eine große Bandbreite der Meinungen von sechs bis zwölf.
Was den Vorsitzenden des Beamtenbundes freut, ist die tendenziell bessere Zuschreibung von Eigenschaften für die Beamten. So waren 2007 noch 54 Prozent der Befragten der Meinung, Staatsdiener seien stur – 2016 sind es nur noch 42 Prozent. Und während vor neun Jahren jeder vierte Deutsche Beamte für überflüssig hielt, sind es jetzt nur noch 15 Prozent. Zwei Drittel und mehr halten Beamte dagegen für pflichtbewusst, verantwortungsvoll, zuverlässig, kompetent, rechtschaffen und hilfsbereit. Was zur Frage führt, warum dann, wie eingangs erwähnt, nur ein Drittel wirklich Respekt vor Beamten hat. Dauderstädt ficht das nicht an. Negative Eigenschaften würden immer weniger genannt, betont er. „Das ist ein ermutigendes Zeichen.“

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