zum Hauptinhalt

Politik: Die Mullahs lassen prüfen – aber nicht alles

Atombehörde möchte in Iran auch geheime Anlagen kontrollieren

Der Chef der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEO), Mohammed al Baradei, hat dieser Tage nicht nur mit dem Irak und Nordkorea zu tun. Am Freitag ist er für einen zweitägigen Besuch in das dritte Land gereist, das US-Präsident George W. Bush auf der „Achse des Bösen“ angesiedelt hat: Iran. Auf Einladung Teherans besichtigt der IAEO-Chef unter anderem eine neue Urananreicherungsanlage in Natanz in Zentraliran.

Iran hatte der IAEO im September den Bau von zwei neuen Atomanlagen mitgeteilt, mit denen das Land die zivile Energieproduktion in den kommenden 20 Jahren auf 6000 Megawatt erhöhen will. Es handelt sich dabei um die Anlage von Natanz und eine Anlage in Arak bei Teheran, wo offenbar „schweres Wasser“ zum Betrieb eines Kernreaktors hergestellt werden soll. Die USA hatten im Dezember behauptet, diese Anlagen seien für militärische Zwecke gedacht. Jetzt will al Baradei bei Staatspräsident Mohammed Chatami auf die Unterzeichnung eines Zusatzprotokolls zum Vertrag zur Nichtverbreitung von Atomwaffen drängen, das die Inspektion von nicht deklarierten Anlagen gestattet. Dadurch, so IAEO-Sprecherin Melissa Fleming, könnten geheime Nuklearaktivitäten leichter ausgeschlossen werden. Da Iran sich mit Inspektionen einverstanden erklärt hat, hoffe man, dass auf den Besuch al Baradeis regelmäßige Kontrollen folgen.

Neue amerikanische Vorwürfe hatte Präsident Chatami Anfang Februar auf sich gezogen, als er erklärte, Iran habe mit der Gewinnung von Uran in einer Mine bei Yazd begonnen. Das Uran solle in zwei neuen Anlagen angereichert und für Kernbrennstäbe genutzt werden, mit dem Atomkraftwerke betrieben werden können. Bisher baut Iran mit russischer Hilfe ein Atomkraftwerk, das 2004 in Betrieb gehen soll. Unter US-Druck hatte Moskau erklärt, es werde die abgebrannten Brennstäbe zurückfordern, um zu kontrollieren, dass Iran das Material nicht für geheime Atomaktivitäten benutzt. Wenn Iran selbst Brennstäbe herstellen kann, ist es nicht mehr auf die russischen Lieferungen angewiesen und die externe Kontrolle über deren Nutzung geringer. Die IAEO zeigte sich allerdings nicht überrascht von Chatamis Ankündigung. Man wisse seit 1992, dass Iran eine Uranmine besitze, die von IAEO-Inspekteuren besichtigt worden sei.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false