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Ein Gymnasium in Rostock.

© dpa/Bernd Wüstneck

Turbulente Corona-Beratungen: Die Sturheit der Länderchefs macht es den Schulen noch schwerer

Die Länder sperren sich gegen weitere Corona-Auflagen für Schulen. Dabei sind die Vorschläge richtig – und wenig revolutionär. Ein Kommentar.

Von Robert Birnbaum

Mit Gewissheiten ist es meist nicht lange her in der Corona-Pandemie. Einen fröhlichen Sommer lang haben die Regierenden in Europa verkündet, einen zweiten Lockdown werde es nicht geben. Inzwischen ist er in fast ganz Europa notgedrungen Realität. Seit Wochen verkünden deutsche Politiker, dass Schulen und Kitas in der zweiten Corona-Welle in jedem Fall offen bleiben müssten. Doch seit der turbulenten Runde der Länderchefs mit der Kanzlerin ist klar: Auch dieses Mantra gerät ins Wanken.

Das liegt zum einen an der Pandemie selbst. Der monatelange Streit über die Frage, ob Schüler nennenswert zur Verbreitung des Corona-Virus beitragen, darf als erledigt gelten: Ja, tun sie, jedenfalls in einer Situation, in der jeder Kontakt zwischen Menschen eigentlich schon einer zu viel ist. Abstand halten und regelmäßiges Lüften sind nur Minimalmaßnahmen. Es ginge besser, wenn man denn wollte.

Man will aber nicht. Genauer gesagt: Die Kultusbürokratien der Länder wollen nicht. Anders ist der Aufschrei der Ministerpräsidenten gegen den Maßnahmenkatalog gar nicht zu erklären, mit dem sie die Kanzlerin überraschten.

Die Vorschläge selbst sind nämlich wenig revolutionär: Generelle Maskenpflicht auch im Unterricht haben viele Länder heute schon. Halbe Klassenstärken oder Unterricht in größeren Räumen schaden keiner Kinderseele und entsprechen dem Rat von Epidemiologen. Dass man vielleicht den Lehrplan anpassen muss - ja nun.

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Warum dann der Krawall? Weil die Damen und Herren Kultusminister das Mantra vom Offenhalten der Schulen als Lizenz zum Nichtstun missdeuten. Weil sie sich keine Gedanken darüber gemacht haben, was geschehen soll, wenn der Regelunterricht bei hohen Infektionszahlen eben nicht länger die Regel bleiben kann.

Die Begründung mutet realsozialistisch an

Schlimmer noch: In etlichen Ländern wurde jeder Versuch einzelner Schulen unterbunden, Konzepte etwa für Hybridunterricht – halb digital, halb in Präsenz – umzusetzen. Die Begründung mutet realsozialistisch an: Wo kommen wir denn hin, wenn es einigen Schülern besser gehen würde als anderen!

Viele Schulen, viele Lehrer, viele Schüler geben ihr Bestes. Es sind schwere Zeiten, gerade für sie. Sie werden aber noch viel schwerer, wenn es nicht gelingt, die Welle zu brechen. Das lässt sich leicht ausrechnen. Rechnen sollten die Kultusminister der Republik aber doch wenigstens können.

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