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Sudan: Dörfer mit "UN-Flugzeugen" bombardiert

Die sudanesische Regierung hat einem geheimen UN-Bericht zufolge eigene Militärmaschinen als "UN-Flugzeuge" bemalt und damit Waffen in die Krisenregion Darfur gebracht. Sogar Dörfer wurden bombardiert.

New York/Khartum - In diplomatischen Kreisen hieß es, die Vorwürfe seien wahr, es gebe Anlass zu größter Sorge. Die Vereinten Nationen wollten den Bericht mit Hinweis auf die Vertraulichkeit allerdings nicht kommentieren.

In einem Fall soll nach Angaben der "New York Times" groß "UN" auf die Flügel eines weiß gestrichenen Flugzeugs geschrieben worden sein. Das sei auf Bildern deutlich erkennbar. Die Maschine stehe auf einem Landeplatz in Darfur, daneben seien Bomben aufgereiht, die von Soldaten bewacht würden. Weiter heißt es den Angaben zufolge in dem UN-Bericht, die erst kürzlich umgespritzten Flugzeuge würden nicht nur zum Transport von Waffen eingesetzt, sondern auch zur Aufklärung und sogar zur Bombardierung von Dörfern in Darfur.

Verstöße gegen die Vorgaben des Sicherheitsrates

Der Aufsehen erregende UN-Bericht stammt von einer fünfköpfigen Arbeitsgruppe, die dem Sicherheitsrat über die Umsetzung der UN-Resolutionen zu der Krise in Darfur berichten sollte. Der Report wurde der Zeitung von einem Diplomaten zugespielt, der es für wichtig hielt, die Ergebnisse an die Öffentlichkeit zu bringen. In der südsudanesischen Region kämpfen Dschandschawid-Milizen und andere Rebellen, die von der islamischen Regierung in Khartum unterstützt werden, gegen schwarzafrikanische Zivilisten. Nach UN-Angaben wurden bisher 2,2 Millionen Menschen aus ihrer Heimat vertrieben. Die Zahl der Getöteten wird auf über 200.000 geschätzt.

Auch die Rebellengruppen verstoßen dem UN-Bericht zufolge gegen die Vorgaben des Sicherheitsrats. Die Regierung habe kaum etwas unternommen, um die Milizen zu entwaffnen, hieß es. In einem Fall seien Männer in sudanesischer Militäruniform beobachtet worden, die nachts ein Dorf niederbrannten, einen 105 Jahre alten Mann bei lebendigen Leib verbrannten und drei Mädchen missbrauchten und nackt nach Hause schickten.

Khartum lenkt nur langsam ein

Erst Anfang der Woche hatte die Regierung in Khartum ein gewisses Einlenken in dem Tauziehen um die Friedensmission signalisiert, die dem Morden ein Ende setzen soll. Der Sudan willigte ein, 3000 UN-Militärpolizisten mit sechs Kampfhubschraubern ins Land zu lassen. Unklar blieb allerdings bisher, ob damit auf längere Sicht auch die geplante Stationierung einer gemeinsamen Friedenstruppe von Vereinten Nationen (UN) und Afrikanischer Union (AU) möglich sein wird. (tso/dpa)

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