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Neue Vorwürfe gegen Stefan Mappus (CDU).

© dapd

Ehemaliger Landesvater: Der Fall des Stefan Mappus

Einst hielt Baden-Württembergs CDU große Stücke auf den Landesvater. Doch wie bei „Stuttgart 21“ ist ihm vieles misslungen. Nun gibt es neue Vorwürfe.

Stuttgart - Wenn eines Tages behauptet wird, Stefan Mappus quäle seinen Pudel, wird das keinen wundern – auch wenn er gar keinen hat. Aber am Ex-Regierungschef aus Pforzheim bleibt offenbar so ziemlich alles kleben. Der jüngste Vorwurf: Mappus habe kurz vor seinem Auszug aus der Staatskanzlei die Festplatte seines Bürocomputers gelöscht.

Erinnern wir uns: Im Herbst 2010 fädelt Mappus den Rückkauf der EnBW ein. Den einst landeseigenen Energiekonzern hatte sein Vorgänger Erwin Teufel zur Hälfte an die Franzosen verscherbelt. Mappus jedenfalls umgeht bei diesem Geschäft das Parlament in weitem Bogen.

Der fast fünf Milliarden schwere Deal geht allerdings schief. Erst wird Mappus abgewählt und mit ihm die CDU nach annähernd 60 Jahren Dauerregierens. Gleichzeitig verliert das stark atomorientierte Unternehmen durch die Fukushima-Katastrophe und Angela Merkels Energiewende massiv an Wert. Dann weist der Staatsgerichtshof zudem die Übernahme als verfassungswidrig zurück. Mehr noch: Seit Ende vergangenen Jahres bringt ein Untersuchungsausschuss des Landtags immer neue, bis dahin unbekannte Details ans Licht. Darunter die Mails des ebenfalls in Ungnade gefallenen Investmentbankers Dirk Notheis, der mit Mappus noch aus Zeiten der Jungen Union freundschaftlich verbunden ist.

Vor allem aber zeigt sich, dass Mappus nicht Herr der Lage war, sondern Notheis den Handel anstieß, Millionen damit verdiente und den Regierungschef wie ferngesteuert aussehen lässt. Seit wenigen Wochen klären nicht mehr nur die Parlamentarier den Fall, sondern auch die Staatsanwaltschaft. Sie ließ sich die Akten kommen und ermittelt wegen des Verdachts auf Untreue zulasten des Landes Baden-Württemberg. Nur ein „Nebenkriegsschauplatz“, der aber gleichfalls mit Mappus verbunden bleibt, ist die Auseinandersetzung um Stuttgart 21 und die gewaltsame Räumung des Baugeländes.

Auch beruflich geht es seither mit Mappus bergab. Auf die Rückkehroption zu Siemens, wo der Industriekaufmann und Diplom-Ökonom einst Telefonanlagen verkaufte, verzichtete er ebenso wie auf das Landtagsmandat, weil er für den Arzneimittelhersteller Merck nach Brasilien gehen will.

Doch dann wächst der öffentliche Druck, und der 46-jährige Vater zweier Kinder verzichtet auch auf diesen Job. Oder besser: muss verzichten, weil sein Ruf nicht auf das Unternehmen abfärben soll, wie es heißt. Im Januar 2013 laufen seine Übergangsbezüge aus. Für den hemdsärmeligen Mappus könnte das heißen, dass er sowohl politisch als auch beruflich vor einem Scherbenhaufen stünde.

Dabei ist es noch nicht lange her, dass Mappus ganz vorne mitmischte. Gerade weil er aus anderem Holze geschnitzt schien als sein Vorgänger Günther Oettinger, hob ihn die CDU auf den Schild. Nach dem zaudernden, ewig Kompromisse und runde Tische suchenden, urbanen Oettinger setzte die Partei auf den hemdsärmeligen Tat- und Machtmenschen Mappus und dessen eher ländlich geprägtes, deutlich konservativeres Profil. Doch inzwischen wenden sich selbst Parteifreunde von ihm ab. Mappus, sagt Übergangs-Parteichef Thomas Strobl, sei Vergangenheit.

Was am Ende vom Vorwurf der Untreue, die immerhin Vorsatz voraussetzt, übrig bleibt, muss geklärt werden. Der Vorwurf der Datenvernichtung indes hält nur einen Tag. Der zuständige grüne Staatsminister beeilt sich den Vorwurf zurückzuweisen, Bedienstete der Staatskanzlei hätten kurz vor dem Regierungswechsel beim Spurenvernichten geholfen. Überhaupt seien alle Daten mehrfach gesichert und somit weiterhin vorhanden. Aber wer so regierte wie einst Mappus, dem traut man offenbar alles zu. Auch einen Pudel.

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