Politik: Ein echter Kollege

Nach der verlorenen Schlacht zieht sich der Feldherr zurück. Das ist eine ganz normale Sache und war deshalb schon am vergangenen Wochenende erwartet worden. Hasso Düvel ist Chef der IG Metall in Berlin, Brandenburg und Sachsen; er hat den Arbeitskampf um die 35-Stunden-Woche durchgesetzt, durchgeführt und verloren. Am Wochenende konnte er noch nicht zurücktreten, weil sein bester Kampfgefährte, Jürgen Peters, seine Hilfe noch braucht. Peters will Nachfolger von Klaus Zwickel werden, hat seine Kandidatur aber durch das Desaster im Osten gefährdet. Kommenden Dienstag, wenn der Vorstand der IG Metall über Konsequenzen berät, wird Düvel wohl seinen Kopf hinhalten, um den von Peters zu retten. Ein echter Freund.

Vermutlich aus gesundheitlichen Gründen wird sich der 58-jährige Düvel aus dem aktiven Geschäft zurückziehen und danach den Vorruhestand genießen. Und wer kommt dann?

Für den 10000-Euro-Job sind mehrere Kandidaten im Gespräch. Zum Beispiel Kai Ohl, Tarifsekretär im Bezirk Frankfurt (Main) mit einem hervorragenden Ruf. Näher dran ist der jetzige Tarifsekretär Düvels, Hubert Dünnemeier. Chancen werden auch Bernd Kruppa eingeräumt, im gescheiterten Arbeitskampf die rechte Hand Düvels. Angesichts dessen könnte ihm Armin Schild vorgezogen werden, der Leiter der Abteilung Tarifpolitik beim Gewerkschaftsvorstand in Frankfurt (Main).

Michael Guggemos und Sieghard Bender wiederum gehen als Außenseiter ins Rennen – wenn überhaupt. Schließlich wird Guggemos, Mitarbeiter im Berliner Vorstandsbüro der IG Metall, eher eine Karriere in der Politik zugetraut. Und mit Bender, dem untadeligen und erfolgreichen IG-Metall-Bevollmächtigten in Chemnitz, würde die IG Metall mit der Tradition brechen, wonach für Bevollmächtigte der Sprung an die Spitze zu groß ist.

Die Entscheidung über den Düvel-Nachfolger trifft der Vorstand in Frankfurt. Jedenfalls auf dem Papier. In Wirklichkeit ist dies Sache des für Personal zuständigen Vorstandsmitglieds. Und das ist Jürgen Peters.