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Politik: Empfehlungen für das Energiekonzept

DIW und Greenpeace legen neue Studien vor

Berlin - Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW) hält einen nahezu vollständigen Umbau der Stromversorgung in Deutschland auf erneuerbare Energien bis 2050 für möglich und bezahlbar. Dazu müsse die Förderung der Stromerzeugung aus Wind, Sonne, Biomasse oder Geothermie weiter über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) gefördert werden, verlangte DIW-Energieexpertin Claudia Kemfert. Zudem sprach sie sich für eine Verlängerung der Laufzeiten für die Atomkraftwerke aus, „um zu verhindern, dass als Ersatz neue Kohlekraftwerke gebaut werden“. Kemfert rechnet bis 2020 mit Kosten für die Förderung der erneuerbaren Energien von etwa 3,5 Cent pro Kilowattstunde, derzeit seien es etwa zwei Cent.

Kemfert hält eine Integration der europäischen Strommärkte für eine weitere Bedingung, um das Ziel einer erneuerbaren Vollversorgung mit Strom zu erreichen. Neben einem Verzicht auf den Neubau von Kohlekraftwerken hält sie zudem die Entwicklung von Energiespeichersystemen und einen Ausbau der Stromnetze für notwendig. Diese Investitionen könnten nach Kemferts Ansicht aus „abgeschöpften Zusatzerlösen einer Laufzeitverlängerung der Kernkraftwerke“ finanziert werden. Das ist allerdings mit der Ankündigung einer Brennelementesteuer durch die Kanzlerin zu diesem Zweck eher unwahrscheinlich geworden, weil eine Bundessteuer vermutlich nicht zweckgebunden erhoben werden kann, sondern in den allgemeinen Haushalt fließen dürfte.

Im Gegensatz zum DIW hält die Umweltorganisation Greenpeace eine Laufzeitverlängerung nicht für notwendig, um eine erneuerbare Stromvollversorgung zu erreichen. Greenpeace legte am Montag eine Fortschreibung des Konzepts „Energie-Revolution“ vor, mit dem der Umbau der Stromsysteme weltweit bis 2050 untersucht wird. Nach Einschätzung von Greenpeace und dem Europäischen Dachverband der Industrie für Erneuerbare Energien (Erec), der an dem Gutachten beteiligt war, kann die Welt bis 2050 zu 95 Prozent mit erneuerbaren Energien versorgt werden. Die Brennstoffkosten für Öl, Kohl, Gas würden bis 2030 nach dieser Prognose um fast fünf Billionen Euro sinken. Aus dieser Summe könne der Umbau des Energiesystems finanziert werden, argumentiert Greenpeace. Der Umsatz der Erneuerbaren- Energien-Branche würde unter diesen Bedingungen von derzeit 80 auf 480 Milliarden Euro steigen. Die Zahl der Arbeitsplätze könne bis 2030 von derzeit rund zwei auf 8,5 Millionen steigen. Davon entfallen eine Million Jobs auf Deutschland.

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