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Politik: Engpass Kabul

Der Countdown für den Einsatz deutscher Soldaten in Afghanistan läuft, im Potsdamer Einsatzführungskommando der Bundeswehr werden im 24-Stunden-Dienst die letzten Vorbereitungen getroffen: Dass sich der Abflug des ersten Erkundungstrupps der Bundeswehr verzögert und nun erst am Montagmorgen erfolgen soll, mag da sogar einen positiven Nebeneffekt haben: "Der, wenn auch kleine, Zeitgewinn kann zumindest noch zur Vorbereitung genutzt werden", sagt der Sprecher des 600 Mann starken Führungskommandos für die Auslandseinsätze der Bundeswehr, das erst vor wenigen Wochen seinen Dienst aufgenommen hat. Statt einer Probezeit und Einarbeitung der Teams steht nun gleich der Ernstfall an.

Der Countdown für den Einsatz deutscher Soldaten in Afghanistan läuft, im Potsdamer Einsatzführungskommando der Bundeswehr werden im 24-Stunden-Dienst die letzten Vorbereitungen getroffen: Dass sich der Abflug des ersten Erkundungstrupps der Bundeswehr verzögert und nun erst am Montagmorgen erfolgen soll, mag da sogar einen positiven Nebeneffekt haben: "Der, wenn auch kleine, Zeitgewinn kann zumindest noch zur Vorbereitung genutzt werden", sagt der Sprecher des 600 Mann starken Führungskommandos für die Auslandseinsätze der Bundeswehr, das erst vor wenigen Wochen seinen Dienst aufgenommen hat. Statt einer Probezeit und Einarbeitung der Teams steht nun gleich der Ernstfall an. Allein schon durch die Entfernung nach Afghanistan hält die deutsche Mitwirkung an der UN-Schutztruppe extreme Anforderungen parat.

Mit rund 770 Mann will sich die Bundeswehr an der internationalen UN-Schutzgruppe (ISAF) unter Führung der Briten in und um Kabul beteiligen. Sechs Aufklärungs-Offiziere sind via verschlüsselter Satellitenkommunikation mit dem Potsdamer Stab verbunden. Sie sollen prüfen, was für den Einsatz noch herangeschafft werden muss: Gibt es Trinkwasser? Betriebsstoffe? Wo sind Unterkunftsmöglichkeiten oder Flächen für Feldlager? Können in der Nähe, womöglich aus Pakistan, die nötigen Lebensmittel bezogen werden? Schließlich sollen die ohnehin knappen Lebensmittel in Afghanistan nicht von der Friedenstruppe verbraucht werden.

Als Grund für den verzögerten Abflug der Offiziere nennt der Sprecher des Führungskommandos "Flugsicherheitsprobleme" auf dem noch teilweise zerstörten Flughafen in Kabul. "Wir haben im Moment noch keine Möglichkeit, unsere Flugzeuge dort so landen zu lassen, wie es dem Sicherheitsstandard entspricht." Momentan werde der Flughafen, wo es bislang weder Tank- noch Entlademöglichkeiten gibt, technisch nachgerüstet. Am Kabuler Flughafen hatte obendrein eine amerikanische Bombe die Startbahn durchschlagen und war nicht explodiert.

Überhaupt wird der Afghanistan-Einsatz, daraus macht das Potsdamer Einsatzführungskommando keinen Hehl, für die Bundeswehr die "bislang größte logistische Herausforderung": Allein schon, weil die bis zu 1200 Mann samt Technik, zu der wahrscheinlich das bewaffnete leichte Kettenfahrzeug "Wiesel" und der gepanzerte Transport-Unimog "Dingo" gehören werden, über die Entfernung von einigen tausend Kilometern verlegt werden müssen. Dass die Kapazitäten der veralteten Transalls der Bundeswehr begrenzt sind, ist allgemein bekannt. Der Bundeswehr-Sprecher bestätigt, dass es mit den Transalls "allein sehr lange dauern kann, da nur kleine Mengen transportiert werden können." So werde es wohl darauf hinauslaufen, dass größere Transportflugzeuge gechartert oder von Verbündeten geliehen werden. "Diese Möglichkeiten werden zur Zeit geprüft."

Welche Bundeswehr-Einheiten für den Afghanistan-Einsatz ausgewählt worden sind, kann oder will das Einsatzführungskommando derzeit nicht mitteilen. Kurz vor Jahreswechsel soll unnötige Unruhe in der Truppe vermieden werden. So bleibt noch unklar, wann das deutsche Kontingent endgültig in Afghanistan sein wird. "Sie werden bereitgestellt und vom britischen Befehlshaber abgerufen, wenn sie gebraucht werden. Die Zwischenzeit wird zur Ausbildung genutzt." Der Sprecher weist allerdings darauf hin, dass das deutsche Kontingent "sofort loslegen" könnte. Und er versichert, dass das erste 200 bis 250 Soldaten starke Vorauskommando der Bundeswehr, an dem auch Niederländer und Dänen beteiligt sein werden, "48 Stunden nach Anforderung durch das britische UN-Kommando in der Luft" wäre: Es seien Fallschirmjäger aus Niedersachsen sowie Sanitäter und Kampfmittel-Räumer. Aber: "Eine solche Anforderung ist bisher nicht gekommen."

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