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Türkei - Berg Ararat

© dpa

Entführte in der Türkei: Geheimdienste: Deutsche Geiseln in großer Gefahr

Die drei in der Türkei von Kämpfern der PKK gekidnappten deutschen Bergsteiger sind in großer Gefahr - das zumindest meinen Vertreter deutscher Geheimdienste. Es bestehe die Möglichkeit, dass durch die Entführung die Bundesrepublik zum "Nebenschauplatz" des Kurdenkonflikts in der Türkei gemacht werden soll.

"Die PKK will mit aller Gewalt auf ihre Situation im Kampf gegen die Türken und ihre gewalttätigen Bemühungen um die Errichtung eines eigenständigen kurdischen Staates aufmerksam machen", erklärte der Sicherheitsexperte eines Geheimdienstes. Die Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) habe zu oft gezeigt, dass sie vor keiner Gewaltanwendung zurückschrecke, um ihre Ziele zu erreichen. Zur Begründung ihres Vorgehens gegen die Deutschen sollen die PKK-Rebellen angegeben haben, es handle sich um eine Vergeltung, weil deutsche Behörden in letzter Zeit sehr hart gegen PKK-Anhänger in der Bundesrepublik vorgegangen seien. In diesem Sinn äußerte sich auch Mehmet Cetin, der Gouverneur der Provinz Agri, in der die Deutschen entführt wurden. Die PKK würde sie aber in den nächsten Tagen freilassen, erklärte Cetin.

Geheimdienst: PKK will möglicherweise politisches Kapital schlagen

Die PKK wird nach Einschätzung der Geheimdienste alles unternehmen, um aus der Entführung am Berg Ararat in der Osttürkei "politisches oder vielleicht auch finanzielles Kapital zu schlagen", meinte ein Geheimdienst-Mitarbeiter. Die Rebellen könnten zum Beispiel verlangen, dass die gekidnappten Bergsteiger nur freikommen, wenn die Bundesregierung mit allem Nachdruck für die Belange und Anliegen der Kurden für ihren eigenen Staat eintritt. Das wäre für Berlin unmöglich zu erfüllen.

Die PKK kämpft seit 1984 für eine Autonomie ihrer Region in der Osttürkei. Die PKK-Kämpfer hatten schon in den neunziger Jahren im Kampf gegen die türkische Armee mehrmals Ausländer in Ostanatolien entführt. Anfang der 90er Jahre hatte die PKK unter ihrem damaligen Separatistenführer Abdullah Öcalan ihren Terror auch nach Deutschland gebracht.

Öcalan hält weiterhin die Fäden in der Hand

1994 blockierten Zehntausende Kurden im Kampf für ihr Selbstbestimmungsrecht ihrer Landleute in der Heimat Autobahnen in der Bundesrepublik. Die Demonstranten bespritzten deutsche Polizisten mit Benzin und griffen sie anschließend mit brennenden Holzlatten an. Frauen und Kinder wurden als lebende Schutzschilde gegen Polizeibeamte eingesetzt. Öcalan hatte geheim befohlen, auf die deutschen Polizisten zu schießen.

1999 gelang es den Türken, Öcalan mit Hilfe des israelischen Geheimdienstes Mossad auf seiner Flucht durch mehrere Länder schließlich in Kenia zu verhaften. Seither verbringt er auf der türkischen Gefangeneninsel Imrali eine lebenslange Haft. Von dort aus soll er nach Angaben der Geheimdienste über seine Anwälte geschickt verdeckt weiter die Fäden in der Hand halten. Immer wieder fordern kurdische Demonstranten bei ihren Kundgebungen in der Bundesrepublik seine Freilassung.

Von den etwa 500.000 in Deutschland lebenden Kurden sind nach Darstellung von Verfassungsschützern rund 11.500 Mitglieder oder Anhänger der in der Bundesrepublik verbotenen PKK. Nach ihrem Verbot im Jahre 1993 nennt sich die PKK jetzt "Volkskongress Kurdistans" (KONGRA GEL). Immer wieder haben Kurden türkische Einrichtungen in deutschen Städten, gerade auch in Berlin, angegriffen. Auslöser waren stets Aktionen der türkischen Streitkräfte gegen die kurdischen Kämpfer im Südosten der Türkei. (sba/ddp)

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