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Bundeswehr-Affäre: Ermittlungen auch gegen Vorgesetzte

Verteidigungsminister Jung hat erste personelle Konsequenzen aus der Bundeswehr-Affäre gezogen und die ersten zwei Beteiligten vom Dienst suspendiert. Im Zusammenhang mit den neuen Vorwürfen wurden bereits drei weitere Tatverdächtige ermittelt.

Berlin - Die Bundeswehr-Affäre um mutmaßliche Totenschändungen in Afghanistan zieht immer weitere Kreise. Am Freitag tauchten noch mehr Skandal-Fotos auf, die Soldaten mit Totenschädeln zeigen. Zugleich verdichteten sich Hinweise, dass die Schädel aus einem offen zugänglichen Gebeinfeld stammten. Den beiden suspendierten Soldaten droht unterdessen die unehrenhafte Entlassung.

Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) bekräftigte seine Ablehnung, diese Delikte als Dummheit junger Menschen durchgehen zu lassen. "Wer sich so verhält, der hat in der Bundeswehr keinen Platz", sagte Jung und kündigte zugleich eine Ausweitung der Ermittlungen auf die damals Dienstvorgesetzten in Afghanistan an. Zudem soll die gesamte Einsatzvorbereitung intern überprüft werden.

Die Affäre war am Mittwoch durch die Veröffentlichung von fünf makaberen Fotos ausgelöst worden. Innerhalb von 24 Stunden ermittelte das Verteidigungsministerium sechs Tatverdächtige aus dem Jahre 2003. Zwei Männer sind noch Soldaten, die vier weiteren Tatverdächtige gehören nicht mehr der Bundeswehr an. Gegen sie wird von ziviler Seite aus weiter ermittelt. Auch hinsichtlich der neuen Vorwürfe, die sich auf eine mutmaßliche Totenschändung in Afghanistan im Jahr 2004 beziehen, wurden laut Jung drei Tatverdächtige ermittelt.

Im Zusammenhang mit den Totenschändungen ermittelt die Staatsanwaltschaft München II konkret gegen einen 25-jährigen Mann aus Oberbayern. Zudem werde derzeit geprüft, ob gegen weitere Soldaten ein Anfangsverdacht besteht. Oberstaatsanwalt Rüdiger Hödl sagte, die Umstände, unter denen der Schädel gefunden wurde, würden bei der Beurteilung der strafrechtlichen Konsequenzen berücksichtigt

Ministerium zieht Konsequenzen

Vor diesem Hintergrund zog das Verteidigungsministerium auch erste inhaltliche Konsequenzen. So sollen Form und Inhalt der Auslandseinsatzvorbereitung und der Dienstaufsicht im Ausland überprüft werden. Einen entsprechenden Auftrag erteilte Jung dem Generalinspekteur der Bundeswehr.

Angesichts der getroffenen Maßnahmen sprach Jung die Hoffnung aus, dass sich die Totenschändung nicht auf den aktuellen Isaf-Einsatz deutscher Soldaten in Afghanistan auswirke. "Ich hoffe, dass es nicht zu Gegenreaktionen kommt", sagte Jung. Dennoch bereiten sich die deutschen Isaf-Einheiten in Afghanistan nach Angaben aus Geheimdienstkreisen mittlerweile auf ein solches Szenario vor. (Von André Spangenberg, ddp)

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