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Erzkonservativer Orden: Opus Dei: Mächtig und effizient

Opus Dei ist im Vatikan bestens vernetzt. Der Orden weigert sich, die Namen seiner Mitglieder preiszugeben.

Als einen „Leichnam in stinkender Verwesung“ hatte der spanische Priester Josemaria Escriva de Balaguer die katholische Kirche Anfang der Siebzigerjahre noch wahrgenommen, zu Grunde gegangen am Virus des Liberalismus und der Befreiungstheologie. Heute würde das Urteil des 1975 verstorbenen Opus-Dei-Gründers milder ausfallen: Der Einfluss der lateinamerikanischen Befreiungstheologen ist von Kardinal Joseph Ratzinger, dem heutigen Papst Benedikt XVI., und dem Kirchenoberhaupt Johannes Paul II. zurückgedrängt worden, die Reformen des Zweiten Vatikanischen Konzils von 1962 wurden blockiert. Mit dem von Escriva seinerzeit beklagten Liberalismus ist es in Rom inzwischen nicht mehr weit her.

Der im Jahr 1928 gegründete, weltweit über 80 000 Mitglieder zählende erzkonservative Geheimorden Opus Dei gilt inzwischen als das mächtigste und effizienteste katholische Netzwerk überhaupt. Das „Werk Gottes“ ist in allen vatikanischen Institutionen vertreten, und auch Dutzende von Kardinälen gelten zumindest als ordensnah. Dies hat das Opus Dei vor allem Papst Johannes Paul II. zu verdanken: Der tiefreligiöse Pole war fasziniert von der heilen christlichen Welt des Opus Dei, von der tiefen Frömmigkeit, von der Abwesenheit jeglicher religiöser Selbstzweifel, welche die Ordensmitglieder an den Tag legen – und er förderte die Gemeinschaft, wo er nur konnte.

In Rekordzeit sprach Papst Johannes Paul II. bereits im Jahr 1992 den Ordensgründer Escriva selig – obwohl dessen Freundschaft zum spanischen Diktator Franco bekannt war. Bereits zehn Jahre zuvor hatte Johannes Paul II. dem Opus-Dei-Ableger „Priesterschaft vom Heiligen Kreuz“ den Status einer „Personal-Prälatur“ verliehen – ein absolutes Novum in der katholischen Kirche, eine Art „Personaldiözese“, die nicht an ein Territorium, sondern an eine Person gebunden ist: an den jeweiligen obersten Führer des Opus Dei. Die vom Opus Dei geführte Universität vom Heiligen Kreuz in Rom, wo der künftige Berliner Erzbischof Rainer Maria Woelki seinen Doktortitel erworben hat, ist ein Ableger der von Escriva gegründeten Universität von Navarra im spanischen Pamplona, der eigentlichen Kaderschmiede des Ordens.

Die Strukturen des Opus Dei sind schwer durchschaubar, was nicht zuletzt daran liegt, dass sich der Orden weigert, die Namen seiner Mitglieder und seine Aktivitäten bekanntzugeben. Unbekannt sind somit auch die Namen der Konzerne und Banken, die von Ordensmitgliedern geführt werden oder zumindest von deren reaktionärer Ideologie durchdrungen sind. Die skandalumwitterte Vatikanbank IOR, die notorisch mit der Mafia Geschäfte machte und die Benedikt XVI. derzeit mühsam auszumisten versucht, gilt als ordensnah.

Beim Opus Dei unterscheidet man zwischen den internen Mitgliedern („Numerarier“), die in sektenähnlich organisierten Opus-Dei-Zentren leben, und gewöhnlichen Mitgliedern, die ein nach außen „normales“ Leben führen, oft Akademiker sind und meist in gehobenen Positionen arbeiten. Die Ordensregeln gelten für beide Gruppen: Gehorsam, Bußübungen wie das Tragen eines schmerzhaften Dornengürtels und regelmäßige Selbstgeißelung.

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