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Militante Hamas-Mitglieder feuern Raketen Richtung Israel.

© imago/ZUMA Press

Eskalation in Gaza: Die Hamas ist zu weit gegangen

Hunderte Raketen und Granaten gehen auf Israel nieder - abgefeuert von der Hamas. Das kann der jüdische Staat nicht unbeantwortet lassen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Christian Böhme

Die Zeichen stehen auf Sturm. Noch ein paar Dutzend Hamas- Raketen Richtung Israel – und ein neuer Krieg um Gaza wird kaum zu verhindern sein. Der jüdische Staat rüstet sich bereits für den Waffengang, an dem ihm nicht gelegen ist.

Aber die Hardcore-Islamisten lassen den Regierenden in Jerusalem keine Wahl. Welches Land kann es sich bieten lassen, dass immer und immer wieder Geschosse auf sein Staatsgebiet abgefeuert werden, die das Leben seiner Bürger bedrohen? Die Frage beantwortet sich von selbst.

Gaza wieder besetzen? Bloß nicht

Wer mit den Menschen im Süden Israels spricht, der bekommt zu hören, was sie erwarten: Den Angriffen aus dem Küstenstreifen müsse endlich ein Ende bereitet werden. Und Premier Benjamin Netanjahu wird diesen Forderungen Rechnung tragen müssen – auch weil ihn die Hardliner im Kabinett dazu drängen.

Die drängen schon lange darauf, der Hamas einen wirksamen militärischen Schlag zu versetzen, wenn nicht gar gleich das Regime zu stürzen. Selbst eine erneute Besetzung des Küstenstreifens wird von diesen Kräften befürwortet.

Dazu wird es zwar nicht kommen. Die Vernünftigen unter Israels Politikern und Militärs schließen das zu Recht kategorisch aus. Aber dass der Hamas eine Lektion erteilt werden muss, das ziehen selbst die Besonnenen nicht in Zweifel. So wird es wohl kommen.

Aus einigen Raketen werden Hunderte

Sicherlich, die jüngste Eskalation hat ihren Anlass in einer offenbar verunglückten israelischen Geheimdienstaktion. Spezialkräfte operierten mehrere Kilometer innerhalb Gazas und wurden dabei erwischt. Das konnte die Hamas nach ihrem kruden Selbstverständnis als einzig wahre, weil wehrhafte Gegnerin der „Zionisten“ nicht auf sich sitzen lassen.

Doch so etwas rechtfertigt keinesfalls, mehrere Hundert Granaten und Raketen auf Israel abzufeuern, um Zivilisten Schaden zuzufügen. Schon seit Langem provozieren die Terroristen der Hamas mit ihrem Dauer-Beschuss. Aber das waren zumeist „nur“ einige. Schlimm genug.

Nur: Dieses Mal sind sie einen Schritt zu weit gegangen, haben die Eskalationsschraube überdreht. Das wird zu ihren Lasten gehen – aber bedauerlicherweise vor allem zu Lasten der Menschen in Gaza.

Israel reagiert auf die Angriffe mit Luftschlägen in Gaza
Israel reagiert auf die Angriffe mit Luftschlägen in Gaza

© Mahmud Abbas/ AFP

Das allerdings kümmert die militanten Islamisten wenig. Sie scheren sich nicht um die Wünsche und Belange derjenigen, die seit mehr als zehn Jahren unter ihrer harten Hand leiden. Dabei mangelt es den Gazanern einfach an allem. Trinkwasser, Strom, Jobs, Straßen und Kliniken – die Menschen sehnen sich nach einem halbwegs normalen Alltag.

Die Hamas tut allerdings nichts dafür, ihren Untergebenen so etwas zu ermöglichen. Sie investiert das Geld lieber in den Bau von Raketen und Angriffstunneln, um auf israelischer Seite Angst, Schrecken und Tod zu verbreiten. Darauf gründet das ideologische Fundament der Extremisten. Es ist allein auf Terror ausgerichtet. So missbraucht die Hamas die Menschen in Gaza auf zynische Weise für ihre Zwecke.

Propaganda-Munition für die Islamisten

Klar, dass Israel gegen Gaza eine Blockade verhängt hat, macht die Situation nicht einfacher. Und liefert der Hamas jede Menge Propagandamaterial, das geschickt genutzt wird, um eigene Schwächen und Unzulänglichkeiten zu kaschieren.

Allerdings haben die Verantwortlichen in Jerusalem längst erkannt: Wenn die humanitäre Lage in Gaza noch dramatischere Züge annimmt, ist damit keinem gedient – auch dem jüdischen Staat nicht. Das würde allein die Hamas munitionieren. Deshalb wird zumindest ansatzweise geholfen, die Not zu lindern. Allerdings kann das kaum verfangen, weil die Hamas nicht bereit ist, von ihrem Bombenterror zu lassen.

Soll jetzt noch das Schlimmste verhindert werden, muss die Hamas gebändigt werden. Dafür ist internationaler Druck vonnöten. Verständnis für die Islamisten kann und darf es nicht geben. Eine wichtige Rolle kommt dabei Ägypten und Katar zu.

Beide Länder sind vermutlich die einzigen, die ihren Einfluss geltend machen können. Sie müssen darauf drängen, dass die Hamas dauerhaft ihre Attacken einstellt. Nur dann kann es eine stabile Waffenruhe geben. Mehr ist ohnehin nicht zu bekommen. Frieden zwischen Todfeinden zu erhoffen, wäre vermessen.

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