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Politik: Eta-Terror: Um 9 Uhr 12 explodierte die Bombe

Der Krieg der Eta gegen den spanischen Staat eskalierte am Montagmorgen in der Hauptstadt Madrid: Die baskische Terrororganisation zündete eine Autobombe, die den höchsten Militärrichter Spaniens tötete. Mit dem General, Vorsitzender der Militärkammer am Obersten Gerichtshof, starben auch sein Leibwächter und der Chauffeur.

Der Krieg der Eta gegen den spanischen Staat eskalierte am Montagmorgen in der Hauptstadt Madrid: Die baskische Terrororganisation zündete eine Autobombe, die den höchsten Militärrichter Spaniens tötete. Mit dem General, Vorsitzender der Militärkammer am Obersten Gerichtshof, starben auch sein Leibwächter und der Chauffeur. Mindestens 35 Menschen wurden verletzt, sechs davon lebensgefährlich. Dies ist der blutigste Anschlag der Eta in diesem Jahr.

Genau um 9.12 Uhr bleiben die Zeiger der Uhr stehen, die Jose Francisco Querol Lombardero am Handgelenk trug. Gut 20 Kilo Dynamit zerfetzen den hohen Militärrichter. Die Terroristen zünden per Fernbedienung die Bombe in einem am Straßenrand geparkten Wagen kurz vor einer Ampel genau in dem Moment, als das Dienstfahrzeug des 69-jährigen Richters vorbeirollt. Der Mann, sein Bewacher und der Fahrer haben keine Chance: Das Fahrzeug fliegt durch die Luft, explodiert und landet in Einzelteilen auf der Straße. Die Polizei braucht Stunden, um die Opfer zu identifizieren.

Der Tatort, eine Straßenkreuzung in einem Wohn- und Geschäftsviertel im Nordwesten Madrids, ein Bild des Grauens: Eine Feuerwand versperrt den Rettern den Weg, Leichenteile liegen über die Straße verstreut. Der Asphalt an vielen Stellen von Blut rotgefärbt. Dutzende Verletzte schreien, liegen zwischen Autotrümmern und einem Meer aus Glassplittern: Passanten, die am Bombenfahrzeug vorbeiliefen, gerade die Straße überqueren wollten, Autofahrer, Bewohner der umliegenden Gebäude, die von einem Splitterhagel getroffen wurden. Im Moment der Explosion fährt ein Nahverkehrsbus vorbei, der Fahrer wird durch die Druckwelle herausgeschleudert. Die Passagiere können sich verletzt retten, Sekunden später geht der Bus in Flammen auf.

Mehr als dreißig Ambulanzen rasen zum Explosionsort. Sanitäter bauen ein Feldlazarett auf. Mütter rennen schreiend vorbei - verbreiten Panik. Keine 50 Meter vom Bombenort entfernt liegt die Schule, in die sie Minuten zuvor ihre Kinder brachten - wie durch ein Wunder wird in dem Schulgebäude niemand verletzt. Allerdings sind unter den Verletzten mehrere Kinder, die noch auf dem Weg zur Schule waren. Auch der Sachschaden ist riesig: Gut 30 Autos werden beschädigt, in rund 500 Wohnungen zerspringen die Fensterscheiben, die Statik von drei vielgeschossigen Gebäuden wird schwer in Mitleidenschaft gezogen.

Die Polizei sperrt stundenlang das ganze Stadtviertel ab. Die Angst vor einer zweiten Bombenfalle ist groß. Die Menschen werden aufgefordert, in ihren Häusern und Büros zu bleiben. Es wäre nicht das erste Mal, dass die Eta in der Nähe des Tatortes einen zweiten Sprengsatz hochgehen läßt, um unter den Sicherheitskräften ein weiteres Blutbad anzurichten. Jedes Auto am Straßenrand wird untersucht, Spürhunde hetzen durch die Straßen, ein lebensgefährlicher Job für die Sicherheitskräfte. Gegen Mittag dann vorerst Entwarnung, der schreckliche Verdacht bestätigt sich nicht. Den ganzen Tag über kontrolliert die Polizei sämtliche Ausfallstraßen Madrids, doch von den Tätern fehlt zunächst jede Spur.

Ralph Schulze

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