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Politik: Evangelischer Bischof kritisiert Mixa EKD-Ratsmitglied:

Konsequenzen ziehen

Leipzig/Augsburg - Nach dem Eingeständnis des Augsburger Bischofs Walter Mixa, in seiner Zeit als Stadtpfarrer Kinder geohrfeigt zu haben, hat der sächsische evangelische Bischof Jochen Bohl seinem katholischen Amtskollegen den Rücktritt nahegelegt. „Was auch immer vor 30 Jahren in Schrobenhausen passiert sein mag, sein Verhalten in den letzten 14 Tagen ist seines Amtes nicht würdig“, sagte Bohl, der Mitglied im Rat der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist.

Über die Konsequenzen müsse die katholische Kirche jedoch selbst entscheiden. „Wir haben vor nicht allzu langer Zeit hinreichend deutlich gemacht, wie man in der evangelischen Kirche mit vergleichbaren Problemen umgeht“, sagte Bohl mit Blick auf den Rücktritt Margot Käßmann als EKD-Ratsvorsitzende und hannoversche Landesbischöfin wegen einer Trunkenheitsfahrt.

Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, und die Apostolische Nuntiatur in Berlin sind im Gespräch mit dem in der Öffentlichkeit in die Kritik geratenen Augsburger Bischof Walter Mixa. Das sagte Zollitsch am Samstag auf Nachfrage vor Journalisten in Frankfurt. Zollitsch betonte, er habe mit Mixa vereinbart, dass dieser alles ihm Mögliche tun werde, um zu einer Aufklärung der gegen ihn erhobenen Vorwürfe beizutragen. Er sei sich sicher, dass Mixa dies auch tun werde.

Am Freitag hatte der Augsburger Bischof erstmals zugegeben, während seiner Zeit als Stadtpfarrer in Schrobenhausen von 1973 bis 1996 Kinder im Kinderheim St. Josef geschlagen zu haben: Er könne „Watsch’n“ von vor zwanzig Jahren „natürlich nicht ausschließen“, sagte Mixa. Dies sei „damals vollkommen normal“ gewesen. Zuvor hatte der 68- Jährige „Gewalt gegen Kinder und Jugendliche in irgendeiner Form“ stets bestritten und mit rechtlichen Schritten gegen die Anschuldigungen mutmaßlicher Opfer gedroht.

Ein weiterer Vorwurf gegen Mixa lautet, Gelder der Schrobenhausener Waisenhausstiftung zweckentfremdet zu haben.

Nach seiner Tätigkeit als Stadtpfarrer wurde Mixa Bischof von Eichstätt, 2005 ernannte ihn Papst Benedikt XVI. zum Bischof von Augsburg. Seit 2000 ist er auch katholischer Militärbischof für die Bundeswehr.

Der stellvertretende FDP-Fraktionschef Jürgen Koppelin forderte am Samstag Mixas Rücktritt als Militärbischof, da die öffentliche Diskussion zu einer Belastung seiner Aufgaben als höchster katholischer Geistlicher für die Bundeswehr werde. Der Bischof brauche die Autorität seines Amtes gegenüber den Soldaten, Mixas Verhalten der vergangenen Wochen habe diese aber untergraben und schwer beschädigt. Statt offen mit den Vorwürfen umzugehen, habe er zu lange geschwiegen. Koppelin betonte: „Nicht Sturheit zeichnet einen Militärbischof aus, sondern Offenheit und Einsicht.“ Da dem Bischof „die Einsicht eines notwendigen Rücktritts“ aber fehle, bleibe nur die Forderung an ihn, sich zurückzuziehen und seine Aufgaben als Militärbischof umgehend niederzulegen. epd/KNA/ddp

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