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Die Nase vorn. Die französische Rechtsextremistin Marine Le Pen hatte die Parteiführung im Januar von ihrem Vater übernommen.

© dpa

Extrem beliebt: Rechtskonservative Kandidatin überflügelt Sarkozy

Marine Le Pen von der rechten Front National liegt in einer Umfrage zu den möglichen Kandidaten der nächsten Präsidentenwahl noch vor Präsident Sarkozy.

„Ruhig Blut bewahren“ – so ermahnte Frankreichs Staatspräsident Nicolas Sarkozy kürzlich seine Anhänger. Er werde seine Reformpolitik fortsetzen und denke nicht daran, sich nach Umfragen zu richten. Dabei nimmt kaum jemand die Analysen der Meinungsforscher so zur Kenntnis wie er. Die aber fallen seit einiger Zeit immer schlechter für ihn aus. Nur noch 22 Prozent der Befragten äußern sich positiv über den Hausherrn des Élysée-Palastes.

Dieser Tage kam es für den Präsidenten, dem Ambitionen nachgesagt werden, sich 2012 zur Wiederwahl zu stellen, noch schlimmer. In zwei Umfragen zu den möglichen Kandidaten der nächsten Präsidentenwahl landete Marine Le Pen, die neue Chefin der rechtsextremen Nationalen Front, vor Sarkozy und den Interessenten der Linken, der Sozialistenchefin Martine Aubry oder dem früheren Finanzminister Dominique Strauss-Kahn, derzeit Direktor des Internationalen Währungsfonds IWF. Während Le Pen in der ersten Wahlrunde je nach Umfrage auf bis zu 24 Prozent der Stimmen hoffen könnte, erhielte Sarkozy mit 21 Prozent so viel wie Aubry, würde aber von Strauss- Kahn mit 23 Prozent überflügelt.

Die Zahlen rufen die Erinnerung an die Wahl 2002 wach. Damals überholte Jean-Marie Le Pen, der Vater der jetzigen Front-Chefin, den sozialistischen Kandidaten Lionel Jospin im ersten Durchgang und trat dann in der Stichwahl gegen den Amtsinhaber Jacques Chirac an. Die Wiederholung dieses Szenarios im nächsten Jahr erscheint nicht mehr ausgeschlossen, allerdings unter einem bisher für unwahrscheinlich gehaltenen Vorzeichen: Erstmals könnte ein amtierender Präsident schon im ersten Wahlgang scheitern.

Unter dieser Voraussetzung wäre für den Kandidaten der Linken der Weg in den Élysée-Palast praktisch frei. Denn wie 2002 würde sich auch in einem Wiederholungsfall eine republikanische Mehrheit von rechts und links gegen die Wahl der Rechtsextremistin aufbäumen.

In Regierungskreisen sind die Erhebungen als „Horoskope“ abgetan worden. Die Methoden des Umfrageinstituts wurden auch von der Konkurrenz angezweifelt. Es hatte die Befragung per Internet durchgeführte und mit einer Lotterie verbunden, in der 7000 Euro ausgelost wurden. Doch auch solche Fragwürdigkeiten führen nicht daran vorbei, dass die Ergebnisse in dem Trend liegen, den auch die Umfragen der anderen Institute ausweisen. Seit Marine Le Pen sich anschickte, die Nachfolge ihres Vaters als Parteichefin anzutreten, ist der Anteil der positiven Urteile über sie von elf auf über 20 Prozent gestiegen.

Gegen die Gefahr, die ihm dadurch droht, dass die Front-Chefin immer populärer und er immer unpopulärer wird, setzt Sarkozy auf die Strategie, mit der er schon einmal den Rechtsextremen Stimmen abjagte: die Ängste vor Einwanderung und Islamismus. Als Reaktion auf die auf offener Straße zelebrierten Gebete von Muslimen forderte er zum Beispiel die Regierungspartei UMP auf, einen Kongress über die Werte des Laizismus abzuhalten. Er selbst warb kürzlich um die Sympathien katholischer Wähler, in dem er an einem Wallfahrtsort in der Auvergne das „christliche Erbe“ Frankreichs würdigte.

Sorgen müssen sich aber auch die Sozialisten machen. Sie werden ihren Kandidaten erst im Sommer küren. Ob ihre Hoffnungen mit Strauss-Kahn aufgehen, steht dahin. Wie 2002 könnte ihr Kandidat auch 2012 durch die Uneinigkeit der Linken scheitern.

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