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Mit einer Fähre sind diese Migranten am zweiten Weihnachtsfeiertag in Piräus angekommen. Auch an Silvester kamen gut 3600 Menschen in der griechischen Hafenstadt an.

© Michalis Karagiannis/Reuters

Flüchtlinge durch Sturm und Kälte: Tausende fliehen ins winterliche Griechenland

Trotz des Wintereinbruchs in Griechenland kommen dort zum Jahreswechsel weiter viele Menschen vor allem aus Syrien an. Der deutsche Ärztepräsident widerspricht dem Vorurteil von kranken Flüchtlingen - ihre Gesundheitskosten seien besonders niedrig.

Am frühen Donnerstagmorgen sind gut 3600 Migranten und Flüchtlinge im Hafen von Piräus angekommen. Sie waren in den vergangenen Tagen von der Türkei auf die griechischen Inseln Samos, Chios und Lesbos übergesetzt, wie die Küstenwache mitteilte. Fast alle wollten weiter nach Westeuropa, berichteten Reporter, die Flüchtlinge befragten. Die meisten der Menschen stammen sie aus Syrien.

Die Küstenwache und die Beamten der europäischen Grenzagentur Frontex, die auf den Inseln der Ostägäis stationiert sind, sind alarmiert, denn in ganz Griechenland ist am letzten Tag des Jahres der Winter eingebrochen. In der Ägäis wehen stürmische Winde. Die Thermometer auf Lesbos zeigten tagsüber Werte um dem Gefrierpunkt.

„Wer heute versucht (aus der Türkei) rüber zu kommen, macht einen großen Fehler“, sagte ein Offizier der Küstenwache aus der südlich von Lesbos liegenden Ostägäisinsel Chios der Deutschen Presse-Agentur. Nach Angaben des UN-Flüchtlingswerks (UNHCR) kamen seit Jahresbeginn bis zum 29. Dezember 847 819 Flüchtlinge auf dem Seeweg von der Türkei nach Griechenland. Täglich kommen mehr als 3000 neue Flüchtlinge und Migranten aus der Türkei hinzu, teilte die Regierung in Athen mit.

Migrationsexperten: Positive gesellschaftliche Beiträge von Migranten anerkennen

Der Chef der Internationale Organisation für Migration (IOM), William Lacy Swing, hatte kurz vor Weihnachten erklärt, es reiche nicht, die Ankommenden zu zählen: Die Wanderungsbewegungen der Menschen aus dem nahen Osten seien "unausweichlich, notwendig und wünschenswert" und "wir müssen auch handeln". Der UN-Hochkommissar für Flüchtlinge, Antonio Guterres, forderte angesichts der "Zunahme ausländerfeindlicher Stimmungen mancherorts" dazu auf, die "positiven Beiträge von Flüchtlingen und Migranten" in den Gesellschaften anzuerkennen, in denen sie eintreffen. Die "grundlegenden europäischen Werte" wie die Beachtung der Menschenrechte, von Toleranz und Vielfalt müssten verteidigt werden.

Ärztepräsident: Flüchtlinge "sind übernormal gesunde Menschen"

Der deutsche Bundesärztepräsident Frank-Ulrich Montgomery hält Befürchtungen vor einer Überforderung des Gesundheitssystems durch Flüchtlinge für falsch. "Wir schaffen das", sagte Montgomery der Zeitung "Die Welt". Das Krankheitsbild der Flüchtlinge sei nicht so schlimm wie anfangs befürchtet. "Sie schleppen keine Infektionskrankheiten ein, und es kommen auch keine chronisch Kranken."

In der Regel seien es junge dynamische Männer. Die durchschnittlichen Gesundheitskosten eines Asylbewerbers lägen niedriger als bei einem Deutschen: "Das sind übernormal gesunde Menschen", sagte Montgomery. Er forderte die flächendeckende Einführung einer Gesundheitskarte für Flüchtlinge in Deutschland. (dpa/AFP)

Die Gesundheitsversorgung von Asylbewerbern - hier eine syrische Familie bei der Impfung im Lageso in Berlin - ist nicht aufwendiger als bei deutschen Patienten, sagt Ärztepräsident Frank-Ulrich Montgomery.
Die Gesundheitsversorgung von Asylbewerbern - hier eine syrische Familie bei der Impfung im Lageso in Berlin - ist nicht aufwendiger als bei deutschen Patienten, sagt Ärztepräsident Frank-Ulrich Montgomery.

© Kay Nietfeld/dpa

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