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In der Schweiz ist die die Zahl der Asylanträge jüngst stark angestiegen.

© Patrick Pleul/dpa

Flüchtlingskrise: Die Schweiz wird zum Transitland

Zuletzt wurden deutlich mehr Asylgesuche in Helvetien gestellt. Doch immer häufiger tauchen die Flüchtlinge anschließend ab - und werden wenig später in Deutschland aufgegriffen.

In der Schweiz ist die die Zahl der Asylanträge jüngst stark angestiegen – das Plus dürfte Auswirkungen auf die Fluchtbewegungen nach Deutschland haben. Im März 2017 wurden fast 1650 mehr Asylgesuche bei Behörden in Helvetien eingereicht als im Februar 2017, wie das Staatssekretariat für Migration am Donnerstag mitteilte. Das entspricht einem Zuwachs von knapp neun Prozent.

Die Anzahl der Gesuche geht jeweils im Frühjahr nach oben, stellen die Experten fest. Und weiter: Die Schweiz müsse „damit rechnen, dass es im weiteren Verlauf des Jahres eine erneute Zunahme der Asylgesuchseingänge geben könnte.“ Diese Einschätzung dürfte in Südwestdeutschland für Aufsehen sorgen: Denn die Zahl der Menschen, die irregulär durch die Schweiz nach Baden-Württemberg gelangen, steigt schon lange kontinuierlich an.

Die Migranten stammen vor allem aus Afrika

Diesen Trend bestätigt ein Sprecher des Bundesinnenministeriums in Berlin gegenüber dieser Zeitung: „Im Zeitraum von Januar bis Februar 2017 hat die Bundespolizei 1356 unerlaubt eingereiste Personen an der deutschen-schweizerischen Grenze festgestellt. Im Vorjahreszeitraum wurden 402 Migranten festgestellt.“ Im gesamten Jahr 2016 hätten die Beamten 7672 unerlaubte Einreisen an der deutsch-schweizerischen Grenze registriert. Im Jahr 2015 seien es hingegen 4179 gewesen.

Die Ankommenden stammen vor allem aus Afrika: Guinea, Eritrea, Elfenbeinküste, Gambia und Somalia stehen ganz oben auf der Liste der Herkunftsländer. Bemerkenswert: Insgesamt ging die Zahl der Asylgesuche in der Schweiz von 2015 auf 2016 stark zurück, im ersten Quartal 2017 erfasste das Staatssekretariat für Migration ein Minus um mehr als die Hälfte gegenüber dem ersten Quartal 2016.

Die Regierung sieht Handlungsbedarf

Gleichzeitig aber greifen deutsche Beamte immer mehr „unerlaubt eingereiste Personen“ auf, die aus der Eidgenossenschaft kommen. Wie ist das zu erklären? Beide Seiten beteuern, dass die Kooperation gut läuft. Ein Aktionsplan mit gemeinsamen Kontrollen hätten die Partner „vollständig umgesetzt“, heißt es aus dem Berliner Innenministerium. Und das Schweizer Grenzwachtkorps betont: „Die Kooperation mit der deutschen Bundespolizei ist seit vielen Jahren etabliert, sehr eng und professionell.“ So unterhalte man zusammen ein Verbindungsbüro in Basel und die Beamten rückten zu „Sprungfahndungen mit Helikoptern“ aus.

Innerhalb des Schweizer Asylbewerber-Systems besteht aber erheblicher Handlungsbedarf. Die Regierung in Bern muss einräumen: In den Jahren 2015 und 2016 „verschwanden“ rund 6000 Menschen, bevor über ihren Asyl-Antrag entschieden wurde. Ihr Verbleib ist ungeklärt. Nicht wenige dieser „Abgetauchten“ dürften sich wohl auf den Weg nach Deutschland gemacht haben. Das Stuttgarter Innenministerium jedenfalls hat die „Lage sehr genau im Blick“. Sollten die irregulären Einreisen von Migranten spürbar ansteigen, werde gehandelt. Im „äußersten Fall muss jede Person, die über die Grenze kommt, kontrolliert werden“, hieß es.

Jan Dirk Herbermann

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