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Politik: Flutkatastrophe – und keiner sieht hin

In Mosambik sind 120 000 Menschen vor dem Wasser auf der Flucht. Nur diesmal sind sie gewarnt worden

Berlin - Die Bilder sind noch frisch: Menschen, die verzweifelt auf Bäumen sitzen oder auf Dächern, die noch nicht weggeschwemmt sind. Der mediale Höhepunkt der Katastrophe war die Rettung eines neugeborenen Mädchens, dessen Mutter es auf einem Baum zur Welt gebracht hatte. Das war im Jahr 2000, als mehr als 700 Menschen bei einer Flutkatastrophe in Mosambik starben. Damals schickte die Bundeswehr Hubschrauber, und die Deutschen spendeten mehr als 50 Millionen Mark. Seit Mitte Januar leidet das Land wieder unter einer Flutkatastrophe. Doch diesmal sieht keiner hin.

Nicht dass es nicht dramatisch zuginge. Nach wochenlangen Regenfällen am Oberlauf des Sambesis schwoll der Fluss dramatisch an. Sämtliche Stauseen sind übervoll, und die Betreiber müssen Wasser ablassen. Sie riskieren sonst, dass die Staumauern bersten, berichtet Walburga Greiner, die für die deutsche Welthungerhilfe in Mosambik arbeitet.

Dennoch ist dieses Mal einiges anders als im Jahr 2000. Die Menschen in Flussnähe sind rechtzeitig gewarnt worden. Dass die Menschen alarmiert worden sind, ist auch einem Projekt der deutschen Entwicklungsorganisation GTZ zu verdanken. Manfred Siebert, der bei der GTZ für Katastrophenvorsorge zuständig ist, berichtet über „einfache aber wirkungsvolle“ Möglichkeiten, die Menschen zu schützen. So haben die Einwohner gelernt, Wasserpegel abzulesen.

Das war offenbar zumindest zum Teil erfolgreich. Denn schon in den Tagen vor den höchsten Wasserständen sind rund 70 000 Menschen evakuiert worden. Inzwischen sind knapp 120 000 Menschen auf der Flucht. Aber es dürften noch mehr werden. Walburga Greiner sagt: „Es regnet weiter. Die Situation wird immer dramatischer.“ Die Camps für die Evakuierten sind nach Angaben des obersten Katastrophenschützers Mosambiks, Paulo Zucula, nicht mehr über Straßen erreichbar. Die Versorgung der Menschen findet mit gerade mal einem UN-Helikopter statt.

Dennoch: Mosambik hat dazugelernt. Bisher sind etwa 30 Menschen umgekommen. Doch das ist in gewisser Weise auch das Pech von Mosambik. Das Land leidet nicht nur immer öfter unter Überschwemmungen – meistens leidet es unter verheerenden Dürren, so auch von 2001 bis 2006. Das Ergebnis: Viele der Evakuierten sind von den Hungerjahren geschwächt. Nur im Norden des Landes gibt es genug zu essen. Dort will die Welthungerhilfe im Auftrag des deutschen Entwicklungsministeriums für 200 000 Euro Lebensmittel und Saatgut kaufen. Das Auswärtige Amt hat ebenfalls 200 000 Euro Nothilfe überwiesen. Weitere 300 000 Euro gibt das Entwicklungsministerium für den Wiederaufbau. Die Europäische Union stellt zwei Millionen Euro zur Verfügung. Doch die Spenden von Privatleuten bleiben aus. Gerade weil Mosambik besser auf die Katastrophe vorbereitet war, interessiert sie fast niemanden. Keine dramatischen Bilder, keine Spenden.

Wer für die Flutopfer in Mosambik spenden möchte kann dies bei folgenden Organisationen tun: Deutsche Welthungerhilfe, Konto 1115, Sparkasse Köln-Bonn, BLZ 370 501 98, Mosambik; Unicef, Konto 300000, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00, Mosambik; Diakonie-Katastrophenhilfe, Konto 502-707, Postbank Stuttgart, BLZ 600 100 70, Fluthilfe Afrika; Caritas International, Konto 202, Bank für Sozialwirtschaft Karlsruhe, BLZ 660 205 00, Mosambik; Deutsches Rotes Kreuz, Konto 414141, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 370 205 00, Südliches Afrika.

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