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Frankreich: Nachfolger von Chirac gesucht

Bei der ersten Runde der französischen Präsidentenwahl zeichnet sich eine sehr hohe Wahlbeteiligung ab. Ein Sieg im ersten Wahlgang ist aber keine Garantie für den Einzug in den Elysée-Palast.

Paris - Um 12 Uhr hatten 31,2 Prozent der 44,5 Millionen Wahlberechtigten ihre Stimme abgegeben. Das teilte das Innenministerium mit. Der Andrang an den Wahlurnen war damit bis zur Mittagszeit deutlich größer als bei den vier vorangegangenen Präsidentenwahlen. 2002 waren zu diesem Zeitpunkt nur 21,4 Prozent zu den Wahllokalen geströmt. Die erste Runde endete damals mit einem Rekord von 28,4 Prozent Nichtwählern.

Bei strahlendem Frühlingswetter begannen die Franzosen, unter zwölf Bewerbern einen Nachfolger für Jacques Chirac auszuwählen. Neben dem konservativen Nicolas Sarkozy und der Sozialistin Ségolène Royal liegen der Zentrumspolitiker François Bayrou und der rechtsextreme Jean-Marie Le Pen gut im Rennen. Größere Zwischenfälle wurden nicht gemeldet. Nur auf Korsika hatten korsische Nationalisten in der Nacht insgesamt drei Sprengsätze gezündet und einen Passanten verletzt.

Eine außergewöhnlich starke Wahlbeteiligung wurde auch aus jenen Überseegebieten gemeldet, in denen bereits gewählt wurde. So war die Beteiligung in Neukaledonien im Südpazifik um etwa zehn und in Französisch-Guayana in Südamerika um rund sieben Prozentpunkte höher als bei der Wahl vor fünf Jahren. Die 64.000 Wahllokale schließen zwischen 18 Uhr und 20 Uhr. Um 20 Uhr werden die erste Hochrechnungen veröffentlicht. Das vorläufige amtliche Endergebnis wird am frühen Montagmorgen erwartet.

Wer kann die Franzosen für den zweiten Wahlgang mobilisieren?

Bei den Präsidentschaftswahlen in Frankreich ist auch ein Sieg in der ersten Runde keine Garantie für den Einzug in den Pariser Elysée-Palast. Seit der ersten Direktwahl des Staatsoberhauptes 1965 wurden die Erstrunden-Sieger der Fünften Republik bereits in drei Fällen letztlich geschlagen. Der endgültige Wahlsieg hängt von der Fähigkeit der Kandidaten ab, zwischen den beiden Runden Wähler der ausgeschiedenen Kandidaten für sich zu gewinnen.

1974 lag der Sozialist François Mitterrand in der ersten Runde mit 43,2 Prozent klar in Front. In der zweiten Runde konnte er aber nur sechs Punkte zulegen, Präsident wurde der Liberale Valéry Giscard d'Estaing. 1981 nahm Mitterrand seine Revanche: Giscard lag in der ersten Runde mit 28,3 Prozent vorn, verlor aber im Stechen gegen Mitterrand, der dort 51,8 Prozent bekam. 1995 hatte der Sozialist Lionel Jospin die erste Runde mit 23,3 Prozent für sich entscheiden können. Doch die Stichwahl verlor er gegen den Konservativen Jacques Chirac, über dessen Nachfolger die Franzosen am Sonntag und am 6. Mai zu entscheiden haben. (tso/dpa)

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