zum Hauptinhalt
Der gebürtige Portugiese Michael Dos Santos ist Konvertit.

© AFP

Frankreich und der Dschihad: Zweiter Franzose auf IS-Enthauptungsvideo identifiziert

Der 22-jährige Michael Dos Santos entspricht so gar nicht dem typischen Profil des IS-Kämpfers - und doch wurde er nun in dem jüngsten IS-Video als Mörder identifiziert. Aus keinem europäischen Land kommen so viele IS-Kämpfer wie aus Frankreich.

Nachbarn haben ihn als den netten jungen Mann von gegenüber in Erinnerung. Jetzt haben die französischen Sicherheitsdienste den 22-jährigen Michael Dos Santos aus Champigny-sur-Marne bei Paris als einen der Mörder identifiziert, die auf dem neuen Video der Terrormiliz „Islamischer Staat“ gefangene syrische Soldaten und eine amerikanische Geisel enthaupten.
Wie der gleichaltrige Maxime Hauchard aus der Normandie, den die Behörden ebenfalls als Mitglied dieses Henkerkommandos erkannten, weist der gebürtige Portugiese Dos Santos, der 2005 französischer Staatsbürger wurde, nicht das als typisch geltende Profil sozial gescheiterter junger Leute aus den Vorstädten auf. Beide entsprächen nicht der Gleichsetzung von Einwanderung, Islam und Radikalisierung, mit dem die rechtsextremistische Nationale Front Propaganda mache, sagte Innenminister Bernard Cazeneuve.

Radikalisierung erfolgte über das Internet

Dos Santos und Hauchard wuchsen in gesellschaftlich gut integrierten katholischen Familien auf. Mit dem Gesetz kamen beide nie in Konflikt, zum Islam konvertierten sie gegen Ende ihrer Schulzeit, ihre Radikalisierung erfolgte übers Internet – nach Einschätzung der Sicherheitsdienste keine Einzelfälle. Etwa 20 Prozent der französischen Dschihadisten seien Konvertiten, sagte der Abgeordnete Sébastien Pietrastala, der vom Parlament als Berichterstatter für das neue Anti-Terrorgesetz ernannt wurde.

49 Franzosen sind bisher im Kampf gestorben

Mehr als 1100 Franzosen sind nach Angaben des Innenministeriums als eventuelle Kandidaten, aktive Kämpfer oder Rückkehrer in den Dschihad verwickelt. Frankreich sei das europäische Land, aus dem die meisten IS-Kämpfer stammen. Jeder zweite sei den Behörden vorher nicht aufgefallen. Die Zahl der Franzosen, die in Syrien oder im Irak ihr Leben ließen, wird mit 49 angegeben. Seit April wurden den Diensten etwa 600 IS-Kandidaten signalisiert. In zahlreichen Fällen sei deren Abreise verhindert worden. Etwa hundert Personen befinden sich unter polizeilicher Kontrolle oder wurden wegen Verwicklung in terroristische Operationen in Haft genommen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false