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Freie Krankenkassen-Wahl: Gesundheit lohnt sich

Ein neuer Leitfaden hilft bei der Wahl der Krankenkasse. Eine Studie lobt das steigende Bewusstsein für Krankheitskosten und die zunehmende Versorgungsqualität durch die Gesundheitsreform

Berlin - Große Freiheit oder Qual der Wahl: Seit eineinhalb Jahren schon haben gesetzlich Krankenversicherte die Möglichkeit, sich ihren Versicherungsschutz individueller zu gestalten. Bei den sogenannten Wahltarifen gibt es nur ein Problem: Das inzwischen üppig gewachsene Angebot der Krankenkassen, das ja ausdrücklich mehr Transparenz und Wettbewerb bringen soll, ist für Versicherte nur schwer überschaubar. Und bei Angeboten, die finanziellen Vorteil versprechen, ist das besonders problematisch: Mit ihnen nämlich binden sich Versicherte für drei lange Jahre an den jeweiligen Anbieter.

Ob die Festlegung sinnvoll ist oder nicht, können Kassenmitglieder nun erstmals in einem Vergleich von 18 großen Kassen herausfinden: Die Rheinische Fachhochschule in Köln hat einen kostenlosen, 86-seitigen „Leitfaden“ für Kassen- Wahltarife herausgegeben, der ebendiesen Überblick bietet. Damit seien gut zwei Drittel aller Krankenversicherten abgedeckt, rechtfertigt Mitautor Rainer Riedel die Auswahl. Man müsse, sagte der Professor der „Ärzte-Zeitung“, „dem Versicherten ein Instrument an die Hand geben, damit er sich zurechtfindet“. Denn die Tarifwahl könne ja „mit erheblichen finanziellen Konsequenzen“ verbunden sein.

Der Leitfaden bewertet und vergleicht die verschiedenen Wahltarife anhand eines Punktesystems. Außerdem gibt es Empfehlungen, für welche Personengruppen sich bestimmte Tarife besonders eignen. So kommen die Autoren zu dem Ergebnis, dass sich sogenannte Selbstbehalttarife am ehesten für Gutverdiener lohnen. Die Versicherten müssen sich dabei bis zu einem bestimmten Satz an den Kosten der in Anspruch genommenen Leistungen beteiligen, können dadurch aber auch Prämien von bis zu 600 Euro im Jahr kassieren. Für niedrigere Gehaltsstufen seien diese Prämien im Vergleich zum Risiko hingegen „weniger attraktiv“, heißt es in der Studie. Für sie seien die Beitragsrückerstattungstarife weit interessanter, denn hier bestehe das einzige Risiko darin, im Krankheitsfall die erhoffte Prämie zu verlieren. Allerdings sei hier auch die Gefahr nicht zu unterschätzen, dass Versicherte den Gang zum Arzt wegen der Prämien zu lange aufschieben und dadurch gesundheitliche Folgeschäden erleiden.

Grundsätzlich zeichne sich ab, dass sich Wahltarife mit monetären Anreizen – also Tarife mit Selbstbehalt, mit Beitragsrückzahlung bei Leistungsfreiheit, für Kostenerstattung oder die Kostenübernahme für Arzneimittel bei besonderen Therapierichtungen – vor allem für gesunde Versicherte eignen, sagt Riedel. Wer bereits erkrankt sei, fahre besser mit versorgungsbezogenen Wahltarifen – etwa koordinierten und abgestimmten Chronikerprogrammen („Disease-Management“), Hausarzttarifen oder Verträgen zu einer integrierten Versorgung.

Am Ende der Studie steht übrigens ein dickes Lob für die Neuerung. Alles in allem seien die Wahltarife als „großer Fortschritt in Richtung einer Erhöhung der Patienten-Selbstverantwortung zu werten“, bilanzieren die Autoren. Die „monetären Anreizsysteme“ etwa machten jedem deutlich, dass man Tarifstruktur und Bankkonto durch gesundheitsbezogenes Verhalten beeinflussen könne. Und die „Versorgungswahltarife“ mit ihren speziellen Behandlungsprogrammen ließen eine „Zunahme der mittel- bis langfristigen Versorgungsqualität“ erwarten.

www.rfh.koeln.de

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