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Rahul Gandhi, leader of India's main opposition Congress party, and former India central bank chief Raghuram Rajan attend Bharat Jodo Yatra, or Connect India March, in the northwestern state of Rajasthan, India, December 14, 2022. All India Congress Committee/Handout via REUTERS THIS IMAGE HAS BEEN SUPPLIED BY A THIRD PARTY. NO RESALES. NO ARCHIVES. EDITORIAL PURPOSES ONLY.

© Reuters/All India Congress Committee

Gandhis Marsch durch Indien: Rahul und seine politische Pilgerreise

Rahul Gandhi entstammt einer berühmten indischen Dynastie. Doch an die Erfolge anderer Familienmitglieder kann der Politiker nicht anknüpfen. Das will er ändern – zu Fuß.

Rahul Gandhi ist 52 Jahre alt und gut zu Fuß. Mehr als 2000 Kilometer ist er schon durch Indien gelaufen, 1500 Kilometer und ein paar Schritte sollen noch dazu kommen. Denn Gandhi befindet er sich auf einer Art Pilgerreise, der Bharat Jodo Yatra (India Unite March), die ihn seit Anfang September durchs Land führt.

3500
Kilometer in 5 Monaten möchte Rahul Gandhi zurücklegen.

Da Gandhi jedoch nicht irgendein Wandersmann ist, sondern Politiker, ehemaliger Hoffnungsträger, ehemaliger Unternehmer, ehemaliger Parteivorsitzender, wird jede Etappe seiner Reise von einer Heerschar an Fans und den sozialen Medien begleitet.

Rahul Gandhi ging 2004 in die Politik, wie schon seit Vater, der 1991 ermordete indische Premierminister Rajiv Gandhi, und seine Großmutter, Premierministerin Indira Gandhi, die 1994 einem Attentat zum Opfer fiel. Rahul ist zudem Urenkel des ersten Premierminister Indiens, Jawaharlal Nehru.

Selbst der Ururgroßvater Motilal war in der Politik, lange bevor der Traum von der indischen Unabhängigkeit 1947 wahr wurde. Die Erwartungen waren also hoch, vielleicht zu hoch. Bislang konnte Rahul nicht an die Erfolge seiner Vorfahren anknüpfen.

Im Schatten der Mutter

Rahul Gandhi studierte in den USA und im englischen Cambridge, mit Mitte 30 ging er in die Politik. Doch die Sympathien für den Prominenten hielten sich in Grenzen. Ihm sei nur wegen seiner Familie ein besonderer Platz in der indischen Politik sicher, wurde ihm vorgeworfen – vielleicht nicht ganz zu Unrecht.

Er sei zu weich, zu entrückt, zu weit vom Volk entfernt. Dass Gandhi als eines seiner Ziele ausgab, die Politik für alle zu öffnen, die Leistung und Bereitschaft zeigen, war eine Ankündigung, die er nicht umsetzte.

Auch übernahm er das Amt des Parteivorsitzenden von seiner italienischstämmigen Mutter Sonia, um es kurze Zeit später wieder an sie zurückzugeben. Mehr als Rahul verfügt Sonia über einen ausgeprägten Machtinstinkt, kann jedoch aufgrund ihrer Herkunft nicht Premierministerin werden. Zwar sitzt Rahul Gandhi zur Zeit im Parlament, der Lok Sabha, den Vorsitz der Kongress-Partei konnte er jedoch jüngst bei einer großen Abstimmung nicht wiedergewinnen.

Gandhis Ziel ist es nun, vom äußersten Süden des Landes bis in den Norden zu gehen und dabei mit den Menschen in Kontakt zu kommen. Er spricht auf Bühnen, hält selbst im tosenden Monsungewitter triefend nass packende Reden, twittert und lässt sich strammen Schrittes fotografieren, häufig mit populären Begleitern.

Er hat berühmte Vorgänger. Der „Salzmarsch“, zu dem Rahuls Namensvetter Mahatma Gandhi 1930 aufbrach, gilt heute als der Anfang vom Ende der britischen Kolonialherrschaft über Indien.

Massenweise pilgern die Menschen mit ihm, sein Durchhaltevermögen wird gelobt. Der Marsch beschert ihm mehr positive Aufmerksamkeit, als der konkurrierenden BJP-Regierung von Narendra Modi lieb sein kann.

Seine mögliche Wandlung drückt der Spross des mächtigen Nehru-Gandhi-Clans auch durch sein Äußeres aus. Statt mit dem üblichen glattrasierten Gesicht tritt er inzwischen mit einen grauem Rauschebart auf, der immer voller wird.

Kritiker ätzen schon, er sähe aus wie Saddam Hussein kurz vor dessen Ende. Dazu tritt Rahul jeden Tag im ähnlichen Outfit auf: mit weißem Polohemd, kakifarbener Hose und Sportschuhen.

Obwohl Gandhis Image vom Marsch profitiert, fällt es seiner Partei nach wie vor schwer, politisch zu punkten. Bei den Regionalwahlen vor kurzem musste sich die Kongress-Partei wieder mal der BJP geschlagen geben.

Dafür wurde auch Gandhi trotz seiner neuerlichen Popularität kritisiert. Ein Asket sei kein Politiker, er habe einfach zu wenig Wahlkampf für seine Partei gemacht, so lautet der Vorwurf. Gandhi aber lässt sich von der Kritik wenig erschüttern. Er marschiert unbeirrt weiter. Ein Ziel - Aufmerksamkeit und Sympathien gewinnen - hat er schon erreicht.

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