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Politik: Geburtstag als Politikum

Hillary Clinton inszeniert ihren 60. im Dienste des Präsidentschaftswahlkampfes

Das Weiße Haus ist offenbar fest im Griff der Jahrgänge 1946 und 1947. 24 Jahre in Folge, so sieht es derzeit aus, könnten sie den Präsidenten stellen. Bill Clinton, Amtsinhaber von 1993 bis 2001, hatte am 19. August 2006 seinen 60. Geburtstag gefeiert. George W. Bush, sein Nachfolger seit 2001, bereits am 6. Juli 2006 und dessen Frau Laura am 4. November. Heute schließt sich Hillary Clinton mit ihrem 60. an. Sie ist zugleich die Favoritin für die Präsidentenwahl 2008 und würde, wenn sie siegt und wie ihre Vorgänger nach vier Jahren wiedergewählt wird, bis Januar 2017 regieren.

Auch ihr Geburtstag steht ganz im Dienste ihrer weiteren politischen Karriere. Hunderttausende in den USA haben in den jüngsten Tagen eine unschuldige klingende E-Mail von Bill Clinton mit persönlicher Anrede erhalten: „Lieber Christoph, seit 36 Jahren haben Hillary und ich viele Geburtstage miteinander gefeiert. Jedes Jahr bin ich aufs Neue beeindruckt, was sie erreicht hat. Dies ist ein besonderes Jahr: Wir feiern Hillarys 60., und ich hoffe, auch du schickst ihr Geburtstagsgrüße. … Ich verspreche, dass wir deine Wünsche gemeinsam lesen werden … Dein Bill Clinton“. Wer den Link anklickt und ihr Geburtstagsgrüße sendet, wird automatisch auf eine Internetseite mit der Bitte, für ihren Wahlkampf zu spenden, weitergeleitet.

Der Reigen der politischen Geburtstagsparties begann bereits vor einigen Tagen in Hollywood, wo Schauspieler und Regisseur Rob Reiner eine adaptierte Version des berühmten, anzüglich gehauchten Geburtstagsständchens von Marilyn Monroe für John F. Kennedy für sie sang: „Happy Birthday, Mrs. President …“. Vereinzelt gab es Kritik, dass Hillary in Südkalifornien Geld für ihre Kampagne sammele, während die Menschen im Umkreis wegen der Waldbrände um ihr Leben und ihre Häuser bangen.

Gefährlicher für ihren Wahlkampf ist derzeit aber eine andere Kontroverse. Als einzige der acht demokratischen Präsidentschaftskandidaten hatte sie Ende September dafür gestimmt, Irans Revolutionsgarden zu einer terroristischen Vereinigung zu erklären. Damit gebe sie Präsident Bush einen Blankoscheck für eine militärische Intervention, kritisierten ihre innerparteilichen Konkurrenten – und erinnerten daran, dass Clinton auch 2002 für den Irakkrieg gestimmt hatte und sich im Gegensatz zu den übrigen Demokraten bis heute weigert, das als Fehler zu bezeichnen.

Sie sagt, Ziel des Beschlusses sei es, gewaltfreie Sanktionen gegen die Revolutionsgarden zu verhängen wie das Einfrieren ihrer Bankkonten und internationale Reiseverbote für deren Mitglieder. So erläuterte auch Außenministerin Condoleezza Rice die Folgen bei einer Irananhörung im Kongress am Mittwoch. Clinton schlägt zugleich gegen ihre Kritiker zurück: „Wenn die Alternative Nichtstun ist – ich werde handeln!“ Sie will keinen Zweifel daran aufkommen lassen, dass auch sie als erste Frau im Weißen Haus Amerikas Militärmacht nutzen werde.

Heute, an ihrem eigentlichen Geburtstag, steigt eine Party im Beacon-Theater New York. Dann geht es gleich wieder in den Wahlkampf. Die Clintons dürften wenig Zeit haben, Geburtstagspost zu lesen.

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