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Politik: Gegen Schurkenstaaten und Fliegen

Ob man sie IAEO oder IAEA abkürzt, deutsch oder englisch, ist Geschmackssache. Sicher ist aber auf jeden Fall: Die Atombehörde der Vereinten Nationen mit Sitz in Wien steht derzeit im Mittelpunkt des weltweiten Interesses.

Ob man sie IAEO oder IAEA abkürzt, deutsch oder englisch, ist Geschmackssache. Sicher ist aber auf jeden Fall: Die Atombehörde der Vereinten Nationen mit Sitz in Wien steht derzeit im Mittelpunkt des weltweiten Interesses. Denn sie führt die Waffen-Inspektionen im Irak an.

Gegründet wurde die Internationale Atomenergie-Organisation oder -Agency 1957 unter dem Dach der UN. Doch die breite Öffentlichkeit nahm deren Arbeit erst dreißig Jahre später richtig wahr. 1986 leitete ein gewisser Hans Blix die IAEO; nachdem er im Hubschrauber über Tschernobyl geflogen war, schätzte er die Folgen des Unglücks als „nicht sehr ernst“ ein.

Seit diesem historischen Unfall ist die Zahl der Kernkraftgegner weltweit gestiegen. Und bei ihnen hat die IAEO, der mittlerweile 134 Staaten beigetreten sind, den schlechten Ruf einer Atomlobby. Ganz falsch ist dieser Eindruck nicht. Laut Satzung von 1957 soll die IAEO „weltweit den Beitrag der Atomenergie zu Frieden, Gesundheit und Wohlstand mehren und beschleunigen", aber auch „so weit wie möglich sicherstellen, dass die von ihr geleistete Hilfe nicht zur Förderung militärischer Zwecke benutzt wird“. Heute beschäftigt die IAEO mehr als 2200 Menschen. 1997 hat der Ägypter Mohammed ElBaradei den Schweden Hans Blix nach sechzehn Amtsjahren als Generaldirektor abgelöst; 1998 ist Blix als Chefinspekteur der UN für den Irak zurückgekehrt, und seither treten sie wieder Seite an Seite auf. Blix hatte schon nach dem Golfkrieg 1991 den Irak inspiziert und musste einräumen, dass ihm Saddams Bemühungen um Atomwaffen beinahe entgangen wären. Die Inspektionen im Irak sind laut IAEO zwar die „größte Herausforderung", aber dennoch nur ein winziger Teil ihrer Arbeit. Die Organisation muss neben den zivilen Atomanlagen und medizinisch eingesetzten Strahlungsquellen auch die Einhaltung des Atomsperrvertrags überwachen. Dabei stoßen die Prüfer nicht nur in irgendwelchen „Schurkenstaaten“ auf Ungereimtheiten. Vor ein paar Jahren rüffelten sie die Betreiber deutscher Akws, weil diese nicht alles gemeldet hatten, was sie sollten.

Die UN-Behörde tut nach eigenem Bekunden auch viel für die Entwicklung der Dritten Welt, etwa bei der Gesundheitsförderung. So gilt der Kampf gegen die Tsetse-Fliege und die Schlafkrankheit als eines der größten Zukunftsprojekte, das von der IAEO unterstützt wird. Dabei werden Tsetse-Männchen in großer Zahl gezüchtet und dann bis zur Unfruchtbarkeit bestrahlt, bevor sie in Afrika ausgesetzt werden.

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