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Politik: Geringes Echo bei Streiks in Griechenland

Athen - Mit Streiks und Demonstrationszügen haben Zehntausende Griechen am Donnerstag in Athen und anderen Städten des Landes gegen den Sparkurs der Regierung protestiert. Die befürchteten Zwischenfälle, für die sich die Polizei mit einem Großaufgebot gewappnet hatte, blieben aus.

Athen - Mit Streiks und Demonstrationszügen haben Zehntausende Griechen am Donnerstag in Athen und anderen Städten des Landes gegen den Sparkurs der Regierung protestiert. Die befürchteten Zwischenfälle, für die sich die Polizei mit einem Großaufgebot gewappnet hatte, blieben aus.

Bereits zum siebten Mal in diesem Jahr hatten die Gewerkschaftsdachverbände GSEE und ADEDY am Donnerstag zu landesweiten Streiks aufgerufen. Es war der erste große Ausstand seit dem Amtsantritt des parteilosen Ministerpräsidenten Lucas Papademos Anfang November. Er hatte für sein Land erst am Dienstag einen dringend benötigten Kredit von acht Milliarden Euro lockergemacht. Der Sparkurs, mit dem die Regierung dem Land weitere Hilfsgelder sichern will, beschert den Griechen spürbare Steuererhöhungen und Rentenkürzungen. Besonders betroffen ist der Staatssektor. Die meisten Staatsdiener müssen Gehaltskürzungen von 25 bis 30 Prozent hinnehmen. Außerdem sollen bis Ende des Jahres rund 30 000 Beschäftigte des öffentlichen Dienstes suspendiert werden.

Jenseits des gewerkschaftlich straff organisierten Staatssektors finden jedoch die Streikaufrufe von Mal zu Mal weniger Resonanz. Am Donnerstag beteiligten sich in Athen nur etwa 15 000 bis 20 000 Menschen an den Protestkundgebungen. Im nordgriechischen Thessaloniki wurde die Teilnehmerzahl auf etwa 5000 Menschen geschätzt. Diesmal gingen deutlich weniger Griechen auf die Straßen als bei früheren Protesten. Die Streiks konzentrierten sich auf den öffentlichen Sektor.

„Streiks und Proteste bringen doch nichts“, sagte die Kassiererin Amalia Tsepou, die in einem Supermarkt in Athen arbeitet. „Unser Land ist pleite, und Hilfskredite bekommen wir nur, wenn wir auf Sparkurs bleiben – so einfach ist das“, erklärte die 36-Jährige. Viele Griechinnen und Griechen denken inzwischen so. Nach zwei Krisenjahren steckt ihr Land in der tiefsten Rezession der Nachkriegsgeschichte. Die Arbeitslosenquote nähert sich der 20-Prozent-Marke. Auch 2012 wird sich die wirtschaftliche Talfahrt fortsetzen. Manche Analysten erwarten sogar, dass Griechenland erst 2016 wieder zum Wachstum zurückkehrt. Gerd Höhler

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