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Wahlhelferin. CDU-Spitzenkandidat Lorenz Caffier und Angela Merkel. Foto: Reuters

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Politik: Gern auch Zweiter

CDU-Spitzenkandidat Caffier will in Schwerin vor allem Minister bleiben

Kaum zurück vom brisanten Balkan muss der Kurztrip an den Bodden Kanzlerin Angela Merkel wie ein Tag Urlaub vorkommen. Für den Wahlkampf in ihrer politischen Heimat Mecklenburg-Vorpommern wurde sie in Greifswald und Stralsund erwartet. Während ihre Parteifreunde auf der Suche nach Wählerstimmen mühsam durch Kindergärten, Sportvereine, Sozialstationen und Unternehmen des weiten Landes tingeln, füllt Merkel immer noch die Rathausplätze.

Sie kam, um den CDU-Spitzenkandidaten Lorenz Caffier zu unterstützen – wobei jedoch zu viel erfolgreiche Unterstützung schädlich sein könnte. Caffier kann nur gewinnen, wenn er am Ende nicht Erster wird. Sollte die CDU als Sieger vor der SPD durchs Ziel gehen, landet sie ziemlich sicher in der Opposition. Denn außer der SPD ist für sie kein Koalitionspartner in Sicht. Und die Sozialdemokraten sind als Juniorpartner nicht zu haben, solange Ministerpräsident Erwin Sellering seinen Sessel mit Hilfe der Linkspartei behalten kann.

Zum Glück für Caffier und seine CDU sagen ihnen die Umfragen derzeit 28 Prozent und einen komfortablen zweiten Platz voraus. Der öffnet das Tor zu Koalitionsverhandlungen mit der SPD, die zurzeit bei 37 Prozent liegt. Die Sozialisten liegen in den Umfragen bei 17,5 Prozent – was wiederum mehr als nur eine knappe Mehrheit für Rot-Rot ergäbe.

Caffier hat sich mit der paradoxen Situation anscheinend längst abgefunden. Zwar verkündet er tapfer, dass er um Platz eins kämpfe und auch der bessere Ministerpräsident wäre. Denn im Gegensatz zum Westfalen Sellering sei er in der DDR groß geworden und habe all die Umbrüche der vergangenen 21 Jahre miterlebt. Sellering hält allerdings erfolgreich dagegen, indem er die ostdeutsche Seele streichelt und immer wieder die „Lebensleistung“ der ehemaligen DDR-Bürger lobt. Bei einer Direktwahl hätte Caffier gegen Sellering übrigens keine Chance, so die Meinungsforscher.

Er könnte, so lässt Caffier mittlerweile zwischen den Zeilen anklingen, gut mit dem zweiten Platz leben, und sagt Sätze wie jenen im Interview mit der „Schweriner Volkszeitung“: „Ich muss auch sagen, dass ich gern Innenminister bin.“ Das „bin“ las sich dabei schon fast wie ein „bleibe“. Wichtig sei halt, dass die CDU weiter mitregieren darf. Caffier hält sich selbst für geradlinig, was nicht ganz unberechtigt ist.

Seit er 1990 in die Politik einstieg, hat er sich nie nach vorne gedrängelt. Ein begnadeter öffentlicher Redner ist er nicht, eher wirkt er hemdsärmelig und kumpelhaft. Aber nicht anbiedernd. Sechzehn lange Jahre zog er als Parlamentarischer Geschäftsführer der CDU-Fraktion hinter den Kulissen die organisatorischen Strippen. Auf den Posten des Innenministers kam er 2006, weil die SPD das Amt recht überraschend der CDU überließ und die Christdemokraten so schnell offenbar keinen Besseren fanden. Caffier hat sich schnell eingearbeitet und ziemlich geräuschlos eine umfassende Verwaltungs- und Kreisgebietsreform gestemmt. Der erste Versuch unter Rot-Rot war am Landesverfassungsgericht gescheitert. Auch die Polizei bekam eine neue Struktur, was nicht alle Beamten mit Applaus bedachten.

Ministerpräsident Sellering hat sich bislang zu keinem möglichen Koalitionspartner bekannt. Die CDU käme genauso in Frage wie die Linkspartei. Wenn es um wichtige Themen wie die Wirtschafts- und die Finanzpolitik geht, sind seine Positionen viel näher bei den Christdemokraten als bei den Sozialisten. So gesehen darf sich Caffier berechtigte Hoffnung machen, dass er einen zweiten Platz am Ende wie einen Sieg feiern kann.

Gewählt wird am 4. September. Aber das endgültige Ergebnis wird nicht vor dem 18. September feststehen. In einem Wahlkreis auf Rügen wird mit zwei Wochen Verspätung gewählt, weil der CDU- Direktkandidat gestorben ist.

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