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Gesundheitsfinanzierung: Gesundheitsministerin wirft Kassen Maßlosigkeit vor

Angesichts von Milliardenforderungen der Unternehmen an den Staat hat die Ressortchefin die Gesetzlichen Krankenkassen zur Mäßigung aufgerufen. Einer Studie zufolge verordnen Ärzte zu viel und zu teuer.

Ulla Schmidt ließ es an Deutlichkeit nicht fehlen: "Manche haben offenbar den Bezug zur Realität verloren", sagte Schmidt im Hinblick auf die Manager der Kassen der "Financial Times Deutschland". Forderungen nach einem Krisenzuschuss in Milliardenhöhe wies sie zurück. "Es kann nicht sein, dass jeder im Gesundheitssystem immer nur nach mehr Geld ruft", sagte sie.

Der Kassen-Spitzenverband hatte Hilfen verlangt, um Beitragsausfälle infolge der Wirtschaftskrise auszugleichen. Dazu solle ein Darlehen des Bundes in einen Zuschuss ungewandelt werden. Ende April waren die Einnahmeausfälle der gesetzlichen Krankenversicherung für 2009 auf 2,9 Milliarden Euro taxiert worden.

Schmidt warf den Krankenkassen vor, dass sie sich über die Gesetze der Gesundheitsreform stellten. "Die Honorierung der Ärzte muss stärker an der Qualität der Patientenversorgung ausgerichtet werden", betonte die SPD-Politikerin.

Ärzte verordnen zu viele und zu teure Medikamente

Mit der Reform sei festgelegt worden, dass Kassen und Mediziner bis Ende Juni in gemeinsamen Verträgen einen Teil der Hausarzthonorare an eine verbesserte Versorgungsqualität knüpfen. Bisher sei dies aber nicht flächendeckend gelungen.

Hinzu kommt: Allen Spar-Aufrufen zum Trotz verordnen die Ärzte den Versicherten in Deutschland immer mehr Arzneimittel. Eine jetzt von der Krankenkasse GEK vorgelegte Analyse der Situation auf dem Arzneimittelmarkt im vergangenen Jahr zeigte zudem, dass insgesamt auch teurer verordnet wurde als im Vorjahr.

Bereits der Arzneimittel-Report 2008 hatte ergeben, dass Ärzte zu viele Antibiotika an Kinder und zu viele Antidepressiva an Senioren verschreiben. Teure Spezialmedikamente setzten sie demnach oft falsch ein. Der Autor des Berichts ist der Bremer Gesundheitsexperte Gerd Glaeske, der dafür regelmäßig die GEK-Daten auswertet. (ZEIT ONLINE, dpa)

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