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Geteilte Insel: Zypern hofft auf neue Verhandlungen

Seit 2004 geht in Zypern kaum etwas - die Inselgriechen stimmten einen Einigungsplan der Vereinten Nationen nieder. Nun, da der amtierende Präsident und Hardliner Papadopoulos abgewählt wurde, rücken Verhandlungen wieder ins Feld der Möglichkeiten.

Auf Zypern gibt es neue Hoffnung auf eine Wiedervereinigung. Viele hatten diese abgeschrieben, nachdem die Inselgriechen im Frühjahr 2004 den Einigungsplan des damaligen UN-Generalsekretärs Kofi Annan mit großer Mehrheit niederstimmten. Aber seit die griechischen Zyprer am Sonntag den amtierenden Staatspräsidenten Tassos Papadopoulos abwählten, ist eine Wiederaufnahme der völlig eingeschlafenen Volksgruppenverhandlungen in greifbare Nähe gerückt.

Zwar wird sich erst bei der Stichwahl am kommenden Sonntag entscheiden, wer neuer Präsident im griechischen Inselsüden wird: Dimitris Christofias (61), der Vorsitzende der reformkommunistischen Akel-Partei, oder der Konservative Ioannis Kassoulidis (59). Aber Kandidaten haben angekündigt, im Falle ihrer Wahl sofort neue Kontakte mit der Führung der Zyperntürken im Nordteil der Insel aufnehmen zu wollen, um die Vereinigungsverhandlungen wieder in Gang zu bringen. „Die Zeit arbeitet gegen uns, solange die Dinge stagnieren“, warnte Christofias im Wahlkampf. Er spielte damit auf die Sorge an, der abtrünnige Inselnorden könnte sich nach dem Vorbild Kosovos unabhängig erklären.

Der türkische Volksgruppenführer Mehmet Ali Talat sagte schon vor der Wahl, nun öffne sich „das letzte Fenster“ für eine Zypernlösung. Der 74-jährige Hardliner Papadopoulos hatte in den vergangenen fünf Jahren alles daran gesetzt, die Wiedervereinigungsbemühungen zu torpedieren und die türkischen Zyprer zu isolieren. Jetzt hoffen die Inseltürken, dass sich der nächste griechisch-zyprische Präsident nicht länger querlegt, wenn die Europäische Union über Finanzhilfen und erweiterte Handelsmöglichkeiten für den verarmten Inselnorden berät.

Auch die Beitrittsverhandlungen der Türkei mit der EU kämen einen Riesenschritt voran, wenn die Teilung Zyperns überwunden würde. Weil die Türkei die Republik Zypern bisher nicht anerkennt und sie nicht in die Zollunion einbezieht, liegen 8 der 35 Verhandlungskapitel der EU-Verhandlungen auf Eis. Mit einer Wiedervereinigung wäre dieser Streitpunkt gegenstandslos.

Aber der Weg ist noch weit. Christofias trauen viele deshalb eine Lösung zu, weil seine Partei traditionell über die besten Beziehungen zur türkischen Volksgruppe verfügt. Der Akel-Chef gilt im Inselnorden als einer der wenigen angesehenen griechisch-zyprischen Politiker. Gegen Christofias könnte allerdings sprechen, dass seine Partei der EU skeptisch gegenübersteht und er selbst in Brüssel und den europäischen Hauptstädten weitgehend unbekannt ist. Ioannis Kassoulidis wird deshalb jetzt vor allem die europäische Karte ausspielen. Als früherem Außenminister und derzeitigem Europaabgeordnetem könnte es ihm am ehesten gelingen, die unter Papadopoulos schwer strapazierten Beziehungen Zyperns zur EU zu reparieren.

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