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Anschlag auf spanische UN-Soldaten: Getroffen, aber unbeirrt

Spanien macht palästinensische Extremisten von Fatah al Islam für den Anschlag auf seine UN-Soldaten im Libanon verantwortlich.

Madrid/Beirut - Mit grauem Gesicht tritt Spaniens Verteidigungsminister Jose Antonio Alonso nach schlaflosen Stunden morgens vor die Kameras: „Ich habe keine Zweifel“, sagt der Sozialdemokrat in der spanischen Militärbasis im Südlibanon, „dass es sich um ein Terrorattentat handelt, um den Libanon zu destabilisieren und die UN-Mission zu hintertreiben.“ Noch in der Nacht nach dem Bombenanschlag, bei dem sechs spanische Blauhelme starben, war Alonso in das arabische Krisenland am östlichen Mittelmeer geflogen.

Zugleich versichert der Minister, dass es auch nach dem Terrorattentat, dem zweitschlimmsten in der Geschichte der spanischen Auslandseinsätze, keinen Abzug aus dem Libanon geben wird: „Spanien unterstützt die Unifil-Mission und wird sie weiter unterstützen.“ Der italienische Unifil-Kommandeur Claudio Graziano äußerte sich ähnlich: Nach dem Terrorangriff sei seine Truppe nur noch entschlossener, ihren Auftrag zu erfüllen.

Es handelt sich um das erste Attentat auf die UN-Friedenstruppe nach dem Waffenstillstand zwischen Israel und der libanesischen Hisbollah-Miliz vom August 2006. Unifil, an der rund 13 000 Blauhelme vor allem aus der EU teilnehmen, soll die Waffenruhe absichern und die Hisbollah-Milizen im Südlibanon, an der Grenze zu Israel, entwaffnen. Spanien stellt mit rund 1100 Soldaten derzeit nach Frankreich und Italien das drittgrößte Kontingent der Bodentruppen. Deutschland überwacht mit rund 1000 Marinesoldaten im Mittelmeer die Seegrenzen des Libanon.

Ausgebrannt liegt der gut 15 Tonnen schwere spanische BMR-Transportpanzer in einem Straßengraben nahe der Ortschaft Mardschajun. Nur wenige Kilometer vom spanischen Stützpunkt entfernt hatte eine rund 50 Kilogramm schwere Sprengladung, die in einem parkenden Auto versteckt war und per Fernsteuerung gezündet wurde, den sechsrädrigen Panzerwagen erwischt. Von den acht Soldaten, die auf Patrouillenfahrt waren, überlebten nur zwei schwer verletzt. Von den sechs Toten ist keiner älter als 21 Jahre: drei Spanier und drei Kolumbianer mit spanischem Pass, die in Spaniens Berufsarmee Dienst taten.

Spanien macht die palästinensische Extremistengruppe Fatah al Islam für die Tat verantwortlich. Kämpfer der Islamistenbewegung liefern sich seit Wochen im Norden des Landes heftige Gefechte mit der libanesischen Armee. Bei den Kämpfen, vor allem im palästinensischen Flüchtlingslager Nahr al Bared, sollen knapp 200 Menschen getötet worden sein. Die sunnitischen Islamisten von Fatah al Islam werden dem Umfeld des internationalen Terrornetzwerkes Al Qaida zugerechnet. Die Extremisten hatten der Unifil-Truppe schon öfter den Krieg angedroht. Die Organisation gilt als gut bewaffnet. Libanons Regierung verdächtigt Syrien, Fatah al Islam zu unterstützen, was Damaskus jedoch stets bestreitet.

Die syrienfreundliche schiitische Hisbollah distanzierte sich von dem Angriff. Der von Syrien unterstützte libanesische Präsident Emile Lahoud verurteilte den Anschlag als „Teil einer Kampagne zur Destabilisierung des Libanon“. Nachbar Syrien, seit Jahrzehnten im Libanon der entscheidende Machtfaktor, sprach von einem „verbrecherischen Akt“.

Ähnlich äußerte sich die amerikanische Außenministerin Condoleezza Rice: „Die politische Lage im Libanon ist schwierig, aber es gibt eine gewählte Regierung, und es sollte ihr ermöglicht werden zu funktionieren.“ EU-Außenkommissarin Benita Ferrero-Waldner rief alle libanesischen Politiker in dem durch einen langen Bürgerkrieg, Flüchtlingsdramen und den Dauerkonflikt mit Israel geschundenen Land dazu auf zusammenzuarbeiten. Es müsse für mehr Sicherheit gesorgt werden, um dem Leid der rund vier Millionen Libanesen ein Ende zu bereiten.Speichern & Schließen

Ralph Schulze[Madrid]

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