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Politik: Gipfel der Gipfelstürmer

Beide Gipfel suchen eine Antwort auf den 11. September.

Beide Gipfel suchen eine Antwort auf den 11. September. Der eine in New York, der andere in der südbrasilianischen Hafenstadt Porto Alegre. Und die Orte sind Programm. Während sich ab dem kommenden Wochenende 3000 Topmanager und Spitzenpolitiker zum Weltwirtschaftsforum in der amerikanischen Metropole treffen, um Verabredungen über die Zukunft der Welt zu treffen, versammeln sich von Donnerstag an auf der Südhalbkugel an die 60 000 Globalisierungskritiker, um der Zukunft eine andere Perspektive zu geben.

"Globale Sicherheit nach dem 11. September", heißt das Thema im New Yorker Hotel Waldorf Astoria. "Eine andere Welt ist möglich" postuliert dagegen das Weltsozialforum in Brasilien - und sucht nach der anderen Sicherheit: nach sicherem Wasser etwa. Die Globalisierungskritiker wollen mit ihrem sechstägigen Kongress dabei nicht nur das Gegentreffen zu New York sein. Vielmehr wollen die Kritiker des Weltwirtschaftsforums den Mächtigen der Welt eines vermitteln: Es gibt einen Zusammenhang von globaler Sicherheit vor Terrorismus und sicheren Lebensbedingungen weltweit. "Die Attentate vom 11. September stellten die Regierenden vor die Alternative, weiterzumachen wie bisher oder die Gelegenheit zu nutzen, eine neue Weltordnung zu errichten", fasste der ehemalige portugiesische Staatspräsident und Sozialist Mario Soares das Anliegen des Weltsozialforums zusammen.

Demonstrationen gehören selbstverständlich zum Welttreffen der Globalisierungskritiker, wie etwa am kommenden Montag gegen die Ausdehnung der amerikanischen Freihandelszone. Mit Problemen rechnet jedoch niemand. Auch deshalb, weil Porto Alegre den Kongress unterstützt. Das Weltsozialforum will konkrete Vorschläge einer demokratischeren und gerechteren Globalisierung unterbreiten, mit denen sich die Gipfelpolitiker auseinandersetzen können.

Die bereits eingebrachten Vorschläge konzentrieren sich auf eine Angleichung der weltweiten Steuern und eine Demokratisierung von Weltwährungsfonds und Weltbank. Ein "globaler Sicherheitspakt, der nicht auf Waffen beruht", nennt der Publizist Matthias Greffrath das Anliegen.

Die 800 Workshops stehen Teilnehmern aus mehr als 100 Ländern offen. Das bislang größte weltweite Treffen von Globalisierungskritikern vereint Intellektuelle und Kleinbauern, Künstler und Wissenschaftler, Kirchenvertreter und Befreiungstheologen, Feministinnen und Gewerkschafter, hochrangige UN-Beamte und nationale Politiker. Der Soziologe Noam Chomsky reist an, die amerikanische Autorin Naomi Klein will kommen, ebenso die Begründer des globalisierungskritischen Netzwerks "attac". Aus Deutschland sind 40 Organisationen gemeldet: Gewerkschaften, Goethe-Institut, evangelische Entwicklungshilfe, Misereor, Friedrich-Ebert-Stiftung und viele mehr. Auch die SPD-Bundestagsabgeordneten Hermann Scheer und Detlev von Larcher stehen auf der Gästeliste.

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