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Sarkozy und

© AFP

Gipfel in Rio: EU und Brasilien gemeinsam gegen die Krise

EU und Brasilien wollen bei der Finanzkrise "mit einer Stimme" sprechen. Auf dem Gipfel in Rio wurde am Montag ein Fahrplan für eine strategische Partnerschaft vereinbart. EU-Ratspräsident Sarkozy sprach sich für eine gemeinsame Vorbereitung auf den Weltfinanzgipfel aus.

Die Europäische Union (EU) und Brasilien wollen bei der Überwindung der internationalen Finanzkrise künftig "mit einer Stimme" sprechen. Eine solche Allianz vereinbarten der derzeitige EU-Ratspräsident, der französische Staatspräsident Nicolas Sarkozy, und Brasiliens Präsidenten Luiz Inácio Lula da Silva am Montag bei dem zweiten EU-Brasilien-Gipfel in Rio de Janeiro. Die Positionen beider Seiten lägen so nahe beieinander, dass dieses Ziel schon beim Gipfel der G20 für eine neue Finanzordnung am 2. April in London zu erreichen sei, betonte Sarkozy nach den Gesprächen, an denen auch EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso teilnahm. Diese Allianz sei Ausdruck der von beiden Seiten angestrebten strategischen Partnerschaft.

"Europa und Brasilien müssen mit einer Stimme sprechen, um Änderungen bei der Art und Weise zu erreichen, wie die Welt regiert wird", fügte Sarkozy hinzu. Sarkozy hob die übereinstimmenden Positionen der EU und der größten Volkswirtschaft Lateinamerikas hervor. Dies betreffe die Finanzkrise, die Notwendigkeit, die Doha-Welthandelsrunde zu einem Erfolg zu führen, die Energieversorgung und den Klimawandel, sagte Sarkozy.

"Gemeinsame Vorstellung" bei Weltfinanzgipfel im April

Gemeinsam solle deshalb der Weltfinanzgipfel der G-20-Länder in knapp vier Monaten vorbereitet werden. Der nächste Gipfel der G-20-Gruppe, zu der die maßgeblichen Industrie- und Schwellenländer zählen, findet am 2. April in London statt. Bis zu diesem Treffen wolle die EU mit Brasilien an einer "gemeinsamen Vorstellung" zur künftigen Rolle des Internationalen Währungsfonds und zu einem Überwachungssystem für die Finanzinstitutionen arbeiten, sagte Sarkozy bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem brasilianischen Präsidenten Luiz Inacio Lula da Silva.

Auch Lula hob die "übereinstimmenden Interessen" seines Landes und der EU hervor. Dies erlaube die "Zusammenarbeit in diesen so unsicheren und turbulenten Zeiten", sagte er und fügte hinzu: "Die Krise bietet die Möglichkeit, dass entwickelte und sich entwickelnde Staaten gemeinsame Antworten auf die schwierigen Herausforderungen der Gegenwart finden." Der zugleich vereinbarte Fahrplan für die strategische Partnerschaft eröffne zudem die Chance, ein Freihandelsabkommen zwischen dem Mercosur und der EU zu erreichen. Zuvor hatte Lula eine tiefgreifende Reform des Finanzsektors gefordert. Die gegenwärtige Krise sei Schuld "schamloser Spekulanten".

EU wichtigster Handelspartner Brasiliens

Sowohl Sarkozy als auch Barroso betonten die gewachsene Bedeutung Brasiliens als aufstrebende Industrienation und Regionalmacht. "Wer wollte es wagen, die Probleme der Welt heute ohne Länder wie China, Indien und selbstverständlich auch Brasilien zu lösen", fragte Sarkozy in einem Interview. Im Anschluss an den Gipfel war für diesen Dienstag ein bilateraler Staatsbesuch Sarkozys in Brasilien geplant, bei dem es unter anderem auch um den gemeinsamen Bau eines atomgetriebenen U-Bootes für die brasilianische Marine gehen sollte.

Das Handelsvolumen zwischen Brasilien und der EU betrug in den ersten elf Monaten des Jahres 77 Milliarden Dollar (55 Mrd Euro). Das war nach offiziellen brasilianischen Angaben ein Zuwachs von 26 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Die EU ist damit noch vor den USA der wichtigste Handelspartner Brasiliens. Auch bei den Investitionen liegen die EU-Länder an erster Stelle: Im vergangenen Jahr kamen insgesamt 18,4 Milliarden Dollar und damit 54,6 Prozent aller ausländischen Investitionen aus der EU. (goe/dpa/AFP)

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