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Lange schon ist das Verhältnis zwischen Vater Jean-Marie Le Pen und seiner Tochter Marine belastet - zuletzt hatte sie ihm die Unterstützung seiner Kandidatur für die Regionalwahlen in Frankreich verweigert.

© Valery Hache/AFP

Gründer des rechtsextremen Front National: Jean-Marie Le Pen verzichtet auf Kandidatur

Seine Tochter hatte sich von ihm distanziert, die Parteiführung drohte ihm mit Rausschmiss - nun teilt der Gründer des rechtsextremen Front National in Frankreich, Jean-Marie Le Pen, mit, dass er nicht für die Regionalwahlen kandidiert.

Der Familienkrach im Hause Le Pen scheint beigelegt. Vorläufig jedenfalls. Nach mehreren Tagen eines heftigen Streits mit seiner Tochter Marine, die ihm 2011 als Parteichefin nachfolgte, erklärte Jean-Marie Le Pen, der Gründer und Ehrenvorsitzende des rechtsextremen Front National (FN) am Montag, er werde bei den Regionalwahlen Ende des Jahres nicht kandidieren. In einem Gespräch mit der Zeitung „Le Figaro“ sprach er sich dafür aus, in der Region Provence-Alpes-Côte-d'Azur seine Enkelin Marion Maréchal-Le Pen als FN-Spitzenkandidatin aufzustellen. Sie sei nach ihm „sicherlich die Beste“ dafür.

Die Kandidatur in dieser als Hochburg des FN geltenden südfranzösischen Region hatte Le Pen, der im Juni 87 Jahre alt wird, für sich reklamiert. Nach Interview-Äußerungen, in denen Le Pen die Gaskammern im Zeiten Weltkrieg als „Detail der Geschichte“ abtat und den als Kollaborateur mit dem Hitler-Regime verurteilten Marschall Pétain verteidigte, hatte sich Marine Le Pen gegen ihn gestellt. Die FN-Chefin, die die Partei vom Ruf des Rassismus und Antisemitismus befreien will, warf ihm eine „Strategie der verbrannten Erde“ vor. Sie berief den Exekutivausschuss der Partei zu einer Sitzung ein, um einen Beschluss gegen eine Kandidatur ihres Ehrenvorsitzenden und im Fall einer Weigerung Disziplinarmaßnahmen gegen ihn herbeizuführen.

Das Vorgehen der 46-jährigen FN-Chefin gegen den wegen seiner antisemitischen und rassistischen Provokationen mehrmals gerichtlich bestraften Vaters fand breite Unterstützung in der Parteiführung. Viele ältere Parteimitglieder reagierten jedoch ablehnend. Andererseits befürworteten in einer Umfrage 91 Prozent der Befragten einen Rückzug Le Pens aus der aktiven Politik.

Einen vollständigen Rückzug schloss er aber aus. Mit seinem Verzicht auf die Kandidatur kam er jedoch einem Verdikt der Parteioberen zuvor. FN-Vizepräsident Florian Philippot nannte den Verzicht „eine sehr weise Entscheidung“. Marine Le Pen kommentierte den Vorgang nicht. Zum Einlenken soll der Parteipatriarch von seiner Enkelin Marion bewegt worden sein. Die 25-Jährige, die als eine von zwei FN-Abgeordneten der Nationalversammlung angehört, gilt in den Augen vieler als noch radikaler als ihre Tante Marine oder ihr Großvater Jean-Marie.

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