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Politik: Grüne fordern eine Schule für alle Landtagsfraktionen:

Zehn Jahre gemeinsam

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Berlin - Die Grünen in Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein wollen das Schulsystem in Deutschland grundlegend reformieren. Insbesondere die Aufgliederung in Haupt- und Realschule sowie Gymnasium soll zu Gunsten einer neun- oder zehnjährigen Basisschule für alle Kinder aufgehoben werden, heißt es in einem gemeinsamen Beschluss beider Landtagsfraktionen. Damit werde auch das Sitzenbleiben und das Überweisen an andere Schularten überflüssig. Voraussetzung sei, dass sich die Schule um die individuelle Förderung aller Kinder bemühe, egal ob sie schwache oder starke Leistungen zeigten.

Mit der Reform wollen die beiden Fraktionen die Lehren aus den internationalen Leistungsvergleichen (Pisa) ziehen. „Das Beispiel Skandinavien zeigt, dass gute Ergebnisse möglich sind, wenn die Schule schwache und starke Kinder individuell fördert“, sagte NRW-Fraktionschefin Sylvia Löhrmann dem Tagesspiegel. Ziel der Vorschläge sei es, „sowohl Spitzenleistungen als auch Chancengleichheit“ zu erreichen. „Unser Schulsystem ist leistungsfeindlich“, beklagte die Grünen-Politikerin. „Deshalb haben wir für unsere Vorschläge Bündnispartner bis in die Industrie hinein.“

Künftig sollten Schulen auch eine „weit reichende Autonomie" genießen. Die Schule „sollte völlig frei sein in der Organisation, in der Personalpolitik, in der Gestaltung der Lehrpläne und der Verwendung ihrer Finanzen“, heißt es in dem Papier. Die Trägerschaft der Schulen solle in kommunaler Hand liegen. Damit werde sichergestellt, dass die Schule zum Bildungs- und Kulturzentrum in den jeweiligen Stadtteilen werden könne.

Der Pisa-Beauftragte der Kultusministerkonferenz, Hermann Lange, hatte sich kürzlich für mehr gemeinsamen Unterricht von Schülern mit unterschiedlichem Leistungsniveau ausgesprochen. Schwächere Schüler würden von den stärkeren profitieren, ohne sie am Lernen zu hindern, sagte Lange bei einer Unesco-Veranstaltung zur Internationalen Woche der Alphabetisierung. Die in Deutschland übliche frühzeitige Einstufung der Schüler nach ihrem Lernniveau provoziere Fehleinschätzungen, die sich nur schwer korrigieren ließen. Als Konsequenz aus dem schlechten deutschen Abschneiden in der Pisa-Studie forderte Lange die Verlängerung der Grundschulzeit von vier auf sechs Jahre. Die Länder Berlin und Brandenburg, in denen dies schon gilt, sollten sie beibehalten, empfahl Lange.

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