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Politik: Helfer klagen über Zustände in griechischen Flüchtlingslagern

Die internationale Hilfsorganisation „Medecins Sans Frontières“ („Ärzte ohne Grenzen“) schlägt Alarm: Auf der griechischen Ägäisinsel Lesbos bahnt sich eine „humanitäre Krise“ an. Mehr als 800 Flüchtlinge leben zusammengepfercht in einem Auffanglager auf der Insel ohne ordentliche sanitäre Einrichtungen und angemessene ärztliche Betreuung.

Die internationale Hilfsorganisation „Medecins Sans Frontières“ („Ärzte ohne Grenzen“) schlägt Alarm: Auf der griechischen Ägäisinsel Lesbos bahnt sich eine „humanitäre Krise“ an. Mehr als 800 Flüchtlinge leben zusammengepfercht in einem Auffanglager auf der Insel ohne ordentliche sanitäre Einrichtungen und angemessene ärztliche Betreuung.

Viele der Flüchtlinge, unter denen sich auch etwa 160 Kinder befinden, leiden an Tuberkulose und Hautkrankheiten, werden aber von den griechischen Behörden medizinisch nicht ausreichend betreut, kritisiert die Hilfsorganisation. „Die Menschen dürfen alle zwei Tage für eine halbe Stunde ins Freie, ansonsten sind sie eingesperrt“, berichtet Giorgos Karagiannis von „Ärzte ohne Grenzen“. Es fehle an Duschen, und in einem Lager gebe es nur eine Toilette für 100 Insassen.

Erst vergangenen Monat hatte eine andere Hilfsorganisation, „Medecins du Monde“, über katastrophale Zustände auf der griechischen Ägäisinsel Patmos berichtet. Dort hausen 140 Flüchtlinge, unter ihnen viele Kinder, im Freien, seit sie aus ihrer Notunterkunft hinausgeworfen wurden. Nach Angaben von „Medecins du Monde“ waren die Flüchtlinge zunächst in einer von den Behörden als Unterkunft angemieteten Diskothek untergebracht – 140 Menschen zusammengepfercht auf 50 Quadratmetern. Als die Behörden mit der Miete in Rückstand gerieten, setzte der Hausbesitzer die Flüchtlinge an die Luft.

Auch auf anderen griechischen Inseln herrschen katastrophale Zustände. Im Frühjahr traten mehr als 150 Flüchtlingskinder auf der Insel Leros in einen Hungerstreik, um auf ihr Schicksal aufmerksam zu machen.

In Griechenland kommen fast täglich Flüchtlinge aus Staaten der Dritten Welt an, vor allem über die benachbarte Türkei. Die griechische Küstenwache hat allein im Gebiet um die Insel Lesbos im Juli fast 1600 illegale Einwanderer aufgegriffen. Nach der sogenannten Dublin-Verordnung ist jener EU-Staat, über den Flüchtlinge einreisen, für das Asylverfahren zuständig. Das gilt auch dann, wenn sie von dort in ein anderes EU-Land weitergereist sind – was immer häufiger vorkommt: Griechenland weist Monat für Monat Tausende Flüchtlinge aus. In den meisten Fällen werden ihre Asylanträge sofort abgelehnt, oft auch gar nicht erst bearbeitet. Viele von ihnen schlagen sich in andere EU-Länder durch. Werden sie dort aufgegriffen, müssten sie nach den Regeln der Dublin-Verordnung eigentlich nach Griechenland zurückgeschickt werden. Doch immer mehr EU-Länder zögern, Flüchtlinge den griechischen Behörden zu überstellen – die skandalösen Zustände in den dortigen Lagern haben sich überall in Europa herumgesprochen.

So ließ das Verwaltungsgericht Karlsruhe im Juni die drohende Abschiebung eines 28-jährigen Irakers nach Griechenland für zunächst sechs Monate aussetzen. Der Mann war über Griechenland in die EU eingereist und hatte Asyl beantragt. Dafür wären nach der Dublin-Verordnung eigentlich die griechischen Behörden zuständig. Die Karlsruher Richter stellten in ihrer einstweiligen Anordnung jedoch fest, dass dem Flüchtling in Griechenland „ein menschenrechtswidriges und europäisches Recht verletzendes Verfahren droht“.

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