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Hilfe für Flüchtlinge: Pro Asyl fordert Korridore zur Flucht aus Libyen

Angesichts der blutigen Kämpfe in Libyen fordert die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl mehr Hilfe für die Flüchtlinge in dem Land sowie in den Nachbarstaaten Ägypten und Tunesien.

Berlin - Angesichts der blutigen Kämpfe in Libyen fordert die Flüchtlingsorganisation Pro Asyl mehr Hilfe für die Flüchtlinge in dem Land sowie in den Nachbarstaaten Ägypten und Tunesien. „Wir brauchen Fluchtkorridore“, sagte Karl Kopp, Europareferent von Pro Asyl, dem Tagesspiegel. Gleichzeitig müsse die EU sich auf eine „menschenwürdige und solidarische“ Aufnahme von Flüchtlingen aus Libyen vorbereiten, forderte Kopp weiter.

Allein in der vergangenen Woche sind nach einer groben Schätzung des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR rund 100 000 Menschen aus Libyen vor allem nach Tunesien und Ägypten geflohen. Bei den meisten handelt es sich um in Libyen lebende Ausländer. Für viele von ihnen wurde die Rückkehr in ihre Heimatländer zur Odyssee. So sitzen derzeit nach Angaben der Genfer Internationalen Organisation für Migration (IOM) rund 2000 Ägypter im tunesischen Djerba fest, wo sie im Hafen auf ihre Überfahrt nach Ägypten warten. Wegen des schlechten Wetters war es zunächst nicht möglich, die Ägypter per Schiff wieder in ihre Heimat zurückzubringen, teilte die IOM mit. Die Evakuierung soll nun in den nächsten Tagen stattfinden. Außerdem will sich die Organisation um die Evakuierung von mehreren tausend Ägyptern kümmern, die derzeit noch im libyschen Hafen von Benghasi ausharren und auf ihre Rückkehr nach Alexandria warten.

Flüchtlingshilfsorganisationen machen sich unterdessen Sorgen um die über 8000 Flüchtlinge, die das UNHCR vor der Revolte gegen den Staatschef Muammar al Gaddafi in Libyen registriert hatte. Die meisten dieser Flüchtlinge stammen aus den Palästinensergebieten, dem Sudan, dem Irak, Eritrea, Somalia und Tschad. Viele von ihnen hatten eigentlich über Libyen nach Europa fliehen wollen, wurden aber vom Gaddafi-Regime mit dem Einverständnis der Europäer festgehalten. Diese Flüchtlinge kämpften „um ihr nacktes Überleben“, sagte Pro-Asyl- Vertreter Kopp.

Die Brüsseler Kommissarin Kristalina Georgiewa, die für humanitäre Hilfe zuständig ist, stellte unterdessen eine weitere Aufstockung der Nothilfezahlungen der EU zur Unterstützung von internationalen Hilfsorganisationen in Aussicht. Am Freitag hatte die Europäische Union bereits Hilfen in Höhe von drei Millionen Euro angekündigt. Nach Meinung des Pro-Asyl-Experten Kopp können es die Europäer aber nicht dabei belassen, humanitäre Hilfe vor Ort in Nordafrika beizusteuern. „Niemand weiß, wie Gaddafi im Endkampf agiert“, sagte er, „deshalb muss sich Europa auf Flüchtlinge einstellen“.

Wie viele Menschen aus Libyen demnächst nach Europa kommen könnten, wagte Kopp nicht vorauszusagen. Die von Italiens Innenminister Roberto Maroni genannte Zahl von 1,5 Millionen Flüchtlingen sei zwar „keine seriöse Schätzung“. Trotzdem müssten sich die EU-Staaten dazu durchringen, die südlichen europäischen Mitgliedsländer bei der Aufnahme von Flüchtlingen im Sinne eines „humaneren Verteilungsprinzips“ zu entlasten. Albrecht Meier

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