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Zollitsch

© ddp

Holocaust-Leugner: Zollitsch für erneute Exkommunikation Williamsons

Richard Williamson wird seine Einstellung zum Holocaust zunächst beibehalten - und fördert damit weitere Kritik an seiner Person. Der Freiburger Erzbischof Zollitsch sieht jetzt keinen Platz mehr für ihn in der katholischen Kirche.

Der von Papst Benedikt XVI. begnadigte Traditionalistenbischof Richard Williamson will seine Haltung zum Holocaust vorerst nicht revidieren. Er wolle erst die historischen Beweise prüfen, sagte Williamson dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". "Und wenn ich diese Beweise finde, dann werde ich mich korrigieren. Aber das wird Zeit brauchen." Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, sprach sich für einen erneuten Ausschluss des Holocaust-Leugners aus der katholischen Kirche aus. "Herr Williamson ist unmöglich und unverantwortlich", sagte Zollitsch.

Der Vatikan hatte von dem umstrittenen Bischof der Piusbruderschaft einen Widerruf der Holocaust-Leugnung verlangt und die Bruderschaft zugleich zur Anerkennung des Zweiten Vatikanischen Konzils aufgefordert. Williamson bekräftigte derweil seine grundsätzlichen Bedenken. Die Konzilstexte seien zweideutig: "Das führt zu diesem theologischen Chaos, das wir heute haben." Kritisch steht der Bischof zu den universellen Menschenrechten: "Wo die Menschenrechte als eine objektive Ordnung verstanden werden, die der Staat durchsetzen soll, da kommt es immer zu einer antichristlichen Politik."

Der Freiburger Erzbischof Zollitsch betonte, er sehe jetzt keinen Platz für Williamson in der katholischen Kirche. Er kündigte an, er werde schon am Montag der Vorsitzenden des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, zwei Terminvorschläge für ein Treffen machen.

"Nüchterne" Betrachtung gefordert

Der Vatikanexperte Pater Eberhard von Gemmingen forderte unterdessen eine nüchterne Betrachtung des Streits um die Begnadigung des Traditionalistenbischofs. Es sei "absurd" zu glauben, der Papst billige die Leugnung des Holocaust, sagte der Leiter der deutschsprachigen Redaktion von Radio Vatikan. Hier liege "ein großes Missverständnis" vor. Letztendlich gehe es nur darum, ob man die Anhänger der traditionalistischen Piusbruderschaft "wieder in die Kirche aufnehmen soll oder nicht".

Laut Gemmingen schüttelt man in Rom über die Aufregung in Deutschland den Kopf. In den meisten Ländern spiele die Piusbruderschaft "überhaupt keine große Rolle", betonte der Vatikanexperte. Als Ursache für die Affäre sieht er ein Organisationsproblem im Vatikan. Die Entscheidungen dürften dort nicht an den Zuständigen vorbei getroffen werden."

Auch der Bischof von Rottenburg-Stuttgart, Gebhard Fürst, macht Kommunikationspannen im Vatikan für die Affäre um den Bischof der ultrakonservativen Piusbruderschaft verantwortlich. An der Kommunikationsstruktur stimme vieles nicht, diese müsste geändert werden, damit solche Dinge nicht wieder passierten, sagte Fürst.

Rückschritte in der katholischen Kirche durch den Einfluss der Traditionalisten fürchtet der evangelische Landesbischof Johannes Friedrich. "Ich habe Sorge, dass in der katholischen Kirche die Auffassung der Piusbruderschaft salonfähig werden könnte, dass die Kirche Jesu Christi nur mit der katholischen Kirche identisch ist", sagte Landesbischof Friedrich. Dies wäre eine "klare Aussage" gegen das Zweite Vatikanische Konzil. Und eine solche Abweichung dürfe weder "in dieser Frage noch in der Frage des Verhältnisses zum Judentum in der katholischen Kirche Geltung erlangen", mahnte er.

Antje Pöhner[ddp]

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