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Politik: Hunger und Korruption lähmen Kenia

Die Krise hat sich schon vor zwei Jahren angebahnt. „Mitte 2004 zeichnete sich die Dürre ab“, sagt Iris Krebber, Koordinatorin für die Deutsche Welthungerhilfe in Kenia: „Damals hätte die Bevölkerung bereits mit Samen resistenter Pflanzen und einer besseren Trinkwasserversorgung ausgestattet werden sollen.

Die Krise hat sich schon vor zwei Jahren angebahnt. „Mitte 2004 zeichnete sich die Dürre ab“, sagt Iris Krebber, Koordinatorin für die Deutsche Welthungerhilfe in Kenia: „Damals hätte die Bevölkerung bereits mit Samen resistenter Pflanzen und einer besseren Trinkwasserversorgung ausgestattet werden sollen.“ Nichts geschah – und heute verhungern im Norden Kenias die ersten Kinder. Die Bevölkerung reißt ihre Hüttendächer ein, um das Stroh an Tiere zu verfüttern. Nach Angaben von Hilfsorganisationen weisen in den an Somalia und Äthiopien angrenzenden Landesteilen Kenias bis zu 30 Prozent aller Heranwachsenden Mangelerscheinungen auf: Mindestens 2,5 Millionen Menschen – fast zehn Prozent der Bevölkerung – sind nach Schätzungen des Roten Kreuzes auf Nahrungsmittelhilfe angewiesen. Die Regierung in Nairobi rief den Notstand aus und forderte die internationale Gemeinschaft zu Hilfszahlungen in Höhe von 110 Millionen Dollar auf: Die Not übersteige die eigene Fähigkeit zum Krisenmanagement, heißt es.

Kein Wunder. Denn während sich die Hungersnot entwickelte, war die Regierungsmannschaft in Nairobi von anderen Aufgaben in Beschlag genommen. Zwischen Januar 2003 und November 2004 wurden insgesamt 57 Luxuslimousinen aus Stuttgart und 87 allradgetriebene Prestigekarossen im Wert von mehr als zwölf Millionen Dollar angeschafft, schreibt Transparency International. Präsident Mwai Kibaki und seine Regenbogen-Koalition (Narc) hatten im Dezember vor drei Jahren die Wahlen mit einem überwältigenden Sieg gewonnen – auch weil sie der Korruption einen kompromisslosen Kampf angekündigt hatten. Tatsächlich wurde nach Kibakis Machtübernahme der ehemalige Transparency-Vorsitzende John Githongo zum Korruptionswächter berufen: Der warf aber im Februar 2005 entnervt das Handtuch und suchte in London Zuflucht.

Jetzt wartete Githongo mit neuen Enthüllungen auf. In einem 31-seitigen Report bezichtigt er den kenianischen Vizepräsidenten Moody Awori und drei Kabinettsminister, den Staatshaushalt um 700 Millionen Dollar geplündert zu haben. Eine Firma namens Anglo-Leasing habe Verträge zum Druck fälschungssicherer Pässe an Land gezogen: Später stellte sich heraus, dass es sich um eine Briefkastenfirma handelte. Wie ernst die Vorwürfe genommen werden, zeigt die Reaktion der Weltbank, die einen 215-Millionen-Dollar-Kredit für Kenia auf Eis legte. Erst müsse Nairobi deutlich machen, dass es den Kampf gegen die Korruption ernst nehme, sagt Weltbankmann Colin Bruce.

Johannes Dieterich[Johannesburg]

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