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Politik: Im Dienst der Kurie

Joseph Ratzinger ist nicht der einzige Deutsche im Machtzentrum des Vatikans

Joseph Ratzinger – schon vor seiner Wahl zum Papst war er der bekannteste Deutsche im Vatikan. Doch es gibt auch andere Deutsche im Machtzentrum der katholischen Kirche, die wichtige Ämter bekleiden. Wir stellen fünf von ihnen vor.

Walter Kasper (72) ist ein weltweit anerkannter Theologe und gehört zu den wichtigsten Kurienkardinälen. 2001 ernannte ihn Papst Johannes Paul II. zum Präsidenten des Päpstlichen Rates zur Förderung der Einheit der Christen. Geboren wurde Kasper am 5. März 1933 im schwäbischen Heidenheim. Er studierte Theologie und Philosophie in Tübingen und München. 1957 empfing er die Priesterweihe. Als 31-Jähriger wurde er Professor für Dogmatik in Münster, 1989 zum Bischof von Rottenburg-Stuttgart geweiht.

Mit 25 Dienstjahren ist Erzbischof Paul Josef Cordes (70) der dienstälteste Deutsche an der Kurie. Er denkt stramm konservativ, im Zweifel päpstlicher als der Papst. In Rom kümmert er sich als Präsident des Päpstliches Rates „Cor unum“ darum, die Hilfen des Heiligen Stuhls für arme Menschen in der Welt zu koordinieren. Der Kurienbischof verdankt seine steile Karriere ähnlichen Umständen wie der Kölner Kardinal Joachim Meisner. Er begleitete im Herbst 1978 den damals noch unbekannten Karol Wojtyla bei dessen Reise durch Deutschland. Schon ein Jahr nach seiner Wahl zum Papst holte Johannes Paul II. ihn dann nach Rom. Cordes wurde 1934 im sauerländischen Kirchhundem geboren und promovierte 1971 bei Karl Lehmann.

Sein Sitz ist Sant’Anselmo, die Hochschule der Benediktiner. Von dort aus koordiniert Abtprimas Notker Wolf (64) den weltweiten Verbund der Benediktiner. Mit bürgerlichen Namen hieß er Werner Wolf, wurde am 21. Juli 1940 als Sohn eines Schneiders in Bad Grönenbach im Allgäu geboren. 1965 legte er im Kloster St. Ottilien seine ewigen Gelübde ab. 23 Jahre stand er seinem Kloster als Erzabt vor, bis er im September 2000 zum Abtprimas in Rom gewählt wurde. Der oberste Benediktiner ist Rockfan und hat sogar eine eigene CD herausgebracht. Hinter den Kulissen spielt er eine wichtige Rolle bei den Kontakten zwischen China und dem Vatikan.

Sein Chef ist nun Papst. Seit knapp zwei Jahren ist Georg Gänswein (48) persönlicher Sekretär von Joseph Ratzinger. 1956 in Waldshut geboren, wurde Gänswein 1984 nach seinem Studium in Freiburg und Rom zum Priester geweiht. Nach der Promotion in Kirchenrecht in München ging er Anfang 1995 nach Rom. Seit 1996 arbeitet er in der obersten Glaubensbehörde. Dort war der dem Opus Dei nahe stehende Prälat mitzuständig für Lehrbeanstandungsverfahren. In seinem Heimatbistum gilt er als gefürchteter Hardliner. Als sein Chef Ratzinger 2000 versuchte, ihn als Nachfolger des damaligen Erzbischofs Oskar Saier durchzusetzen, wehrte sich die Diözese mit allen Kräften – und hatte Erfolg.

Erwin Gatz (71) ist Kirchenhistoriker und seit 1975 Rektor des Priesterkollegs Campo Santo Teutonico – der ältesten deutschen Einrichtung in Rom. Nach seinem Theologiestudium wurde der Aachener 1960 zum Priester geweiht. Er ist Autor und Herausgeber zahlreicher Bücher, unter anderem einer mehrbändigen „Geschichte des kirchlichen Lebens“ sowie eines umfangreichen Bischofslexikons, in dem die Lebensläufe von mehr als 5000 Oberhirten dargestellt sind.

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