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Politik: In den letzten zehn Jahren wurde nichts erreicht

Ein Kind, das heute in Afghanistan geboren wird, hat ohne humanitäre Hilfe nur geringe Chancen, seinen fünften Geburtstag zu erleben. Jedes zweite Kind in dem von zwei Jahrzehnten Krieg gezeichneten Land ist mangelernährt.

Ein Kind, das heute in Afghanistan geboren wird, hat ohne humanitäre Hilfe nur geringe Chancen, seinen fünften Geburtstag zu erleben. Jedes zweite Kind in dem von zwei Jahrzehnten Krieg gezeichneten Land ist mangelernährt. Nach Angaben des UN-Kinderhilfswerks Unicef stirbt in Afghanistan jedes vierte Kind unter fünf Jahren. Für die meisten von ihnen werden leicht vermeidbare Krankheiten wie Durchfall oder Masern zum Verhängnis. An den Folgen von Krankheiten, Hunger und Gewalt sterben jedes Jahr weltweit über zehn Millionen Kinder unter fünf Jahren - diese traurige Bilanz zieht das UN-Kinderhilfswerk Unicef in seinem Jahresbericht.

Dabei hatten sich die Regierungen beim Weltkindergipfel 1990 ehrgeizige Ziele gesetzt: Die Kindersterblichkeit sollte bis zum Jahr 2000 weltweit um ein Drittel, die Zahl der Fälle von Mangelernährung um die Hälfte gesenkt werden. Alle Kinder sollten Zugang zur Grundschulbildung erhalten. Doch die meisten der damals gesteckten Ziele seien nicht oder nur unzulänglich erreicht worden, sagte Reinhard Schlagintweit, der Vorsitzende von Unicef Deutschland, bei der Vorstellung des Jahresberichts. So konnte die Hilfsorganisation nur von Teilerfolgen berichten: Die Kinderlähmung ist heute fast völlig ausgerottet. Doch auf der anderen Seite sterben noch immer jedes Jahr etwa 6000 Kinder an Durchfall, sagte Stephen Woodhouse, der Europa-Direktor von Unicef, am Freitag in Berlin. Die Kindersterblichkeit wurde weltweit um 14 Prozent gesenkt. In manchen Ländern Afrikas erleben heute jedoch weniger Kinder ihren fünften Geburtstag als noch vor wenigen Jahren - eine Folge der schnellen Ausbreitung von Aids.

Die Immunschwächekrankheit ist nach Angaben von Unicef nur eine der Ursachen für die unbefriedigende Bilanz beim Kinderschutz. Neben zahlreichen Bürgerkriegen trägt auch die wachsende Armut dazu bei, dass die Lebenschancen von Kindern sich nicht weiter verbesserten. 600 Millionen Kinder wachsen in extremer Armut auf. "Die Regierungen nehmen das Problem der Armut und den Kinderschutz nicht ernst genug", kritisierte Schlagintweit. Das gelte für die Entwicklungs- und die Industrieländer. Die Entwicklungsländer stecken nach Angaben von Unicef über neun Prozent ihres Budgets in die Rüstung, aber nur rund vier Prozent ins Gesundheitswesen. Von den Industrieländern fordert das UN-Kinderhilfswerk eine Erhöhung der Entwicklungshilfe. Bereits vor 30 Jahren hatten die UN vereinbart, dass 0,7 Prozent des Bruttosozialprodukts für Entwicklungshilfe ausgegeben werden sollen. Doch das wird bisher nur in Skandinavien, den Niederlanden und Luxemburg erreicht. Berlin gebe 0,27 Prozent des Bruttosozialprodukts für Entwicklungshilfe aus, sagte Woodhouse. Damit gehöre Deutschland zu den Schlusslichtern in Europa.

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