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Das Minarett der Ditib-Zentralmoschee ragt vor den Türmen des Kölner Doms in den Himmel. Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

© Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

In Ditib-Zentralmoschee : Am Freitag ruft erstmals der Muezzin in Köln

In Köln wird am Freitag erstmals der muslimische Gebetsruf zu hören sein. Neben Lob gibt es auch Kritik - dabei ist das in Deutschland gar nicht so neu.

Am Freitag ruft in Köln erstmals der Muezzin öffentlich zum Gebet. An der Zentralmoschee der Türkisch-Islamischen Union (Ditib) im Stadtteil Ehrenfeld werde deren Religionsbeauftragter Mustafa Kader den Gebetsruf um 13.24 Uhr rezitieren, teilte die Ditib am Mittwochabend in Köln mit. Dies sei ein wichtiger Schritt für die Wahrnehmung der muslimischen Glaubensgemeinschaften als Teil der Gesellschaft, sagte der stellvertretende Ditib-Vorsitzende Abdurrahman Atasoy.

Die Moscheegemeinde in Ehrenfeld ist die bislang einzige, die im Zuge eines auf zwei Jahre befristeten Modellprojekts der Stadt Köln einen Antrag gestellt hat. Rund zehn weitere Moscheegemeinden haben Interesse bekundet. Der Kölner Muezzinruf ist nicht der erste in Deutschland: In rund 30 Moscheegemeinden ist das bereits üblich.

„Dass Muslime mit ihren repräsentativen Moscheen als sichtbarer und mit ihrem Gebetsruf als hörbarer Teil endlich gesellschaftlich angekommen und angenommen sind, ist die Kernbotschaft dieses langen Prozesses“, erklärte Atasoy. Diese Entwicklungen hätten die Muslime aus den Hinterhofmoscheen in den Schoß der Gesellschaft geholt.

Für die Lautstärke des Rufes wird eine Höchstgrenze festgelegt

Kritik kam von Murat Kayman vom Beirat der Alhambra-Gesellschaft, einem Zusammenschluss liberaler Muslime. Zwar begrüße er, dass der Muezzinruf möglich sei, sagte er dem Kölner Domradio. Das sei ein Zeichen der demokratischen Verfasstheit einer vielfältigen Gesellschaft. Er habe jedoch ein Problem mit der Institution Ditib, die dem türkischen Staat nahe steht: „Sie steht für alles, aber nicht für demokratische Verhältnisse und Freiheitlichkeit.“

Er glaube aber nicht, dass der Muezzinruf in Köln als Demonstration des politischen Islams gemeint sei, sagte Kayman. Dafür sei die Gemeinde der Ditib-Zentralmoschee zu vielfältig, denn sie bestehe aus Muslimen unterschiedlicher Herkunft. „Es wäre unfair, dieser Gemeinde, die sich am Freitag für den Gebetsruf und das Schöne, was man damit verbindet, zusammenfindet, zu unterstellen, sie hätte eine politische Agenda“, erklärte er.

Der Religionssoziologe Detlef Pollack aus Münster sagte dem Evangelischen Pressedienst weite Teile der Bevölkerung in Deutschland lehnten der Muezzinruf ab, weil sie im Islam etwas Bedrohliches sähen. Beim Läuten von Kirchenglocken sei das anders. „Wahrscheinlich hat das unter anderem damit zu tun, dass dem Christentum als einem Fundament unserer Kultur viele - trotz aller Kirchenkritik - mit Sympathie gegenüberstehen und das Läuten der Glocken als Teil dieser Kultur empfinden“, sagte Pollack. „Der Muezzinruf aber wird als etwas Fremdes wahrgenommen, das nicht zu unserer Kultur gehört.“

Deutschlandweit einheitliche Vorgaben für Häufigkeit, Dauer und Schallobergrenzen gibt es beim Muezzinruf nicht. In Köln wird er durch einen öffentlich-rechtlichen Vertrag mit Auflagen genehmigt. So muss die Nachbarschaft vorab informiert und eine Ansprechperson benannt werden, die Fragen beantworten oder Beschwerden entgegennehmen kann. Der Gebetsruf darf nur freitags in der Zeit zwischen 12 und 15 Uhr und für die Dauer von maximal fünf Minuten erfolgen. Für die Lautstärke des Rufes wird eine Höchstgrenze festgelegt und technisch eingestellt. Dazu ist ein Schallgutachten nötig.

Der Gebetsrufer muss kein Imam sein. Der Gebetsruf „Adhan“ erfolgt in arabischer Sprache. Die Textverse mit Wiederholungen heißen übersetzt „Gott (Allah) ist groß“, „Ich bezeuge, dass es keine Gottheit gibt außer Gott“, „Ich bezeuge, dass Mohammed der Gesandte Gottes ist“, „Kommt zum Gebet“, „Kommt zum Heil“, „Gott ist groß“, „Es gibt keine Gottheit außer Gott“. (epd)

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