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Politik: In Kliniken fehlen 12 000 Ärzte

Berlin - In den deutschen Krankenhäusern fehlen nach einer aktuellen Umfrage mehr als 12 000 Mediziner. Das sei doppelt so viel, wie von den Betreibern offiziell angegeben, sagte der Chef der Klinikärztegewerkschaft Marburger Bund, Rudolf Henke, am Mittwoch in Berlin.

Berlin - In den deutschen Krankenhäusern fehlen nach einer aktuellen Umfrage mehr als 12 000 Mediziner. Das sei doppelt so viel, wie von den Betreibern offiziell angegeben, sagte der Chef der Klinikärztegewerkschaft Marburger Bund, Rudolf Henke, am Mittwoch in Berlin. Der Mangel sei „weitaus dramatischer, als bisher angenommen“. In 71 Prozent der rund 8500 Krankenhausabteilungen, so ergab eine Mitgliederbefragung des Verbandes, ist mindestens eine Medizinerstelle vakant. Jeder zehnte Klinikarzt gab an, dass in seiner Abteilung sogar vier oder noch mehr Kollegen fehlten. Und in einem Viertel der Fälle sind die Stellen schon ein Jahr oder länger unbesetzt.

Dass die Häuser dennoch über die Runden kämen, sei dem Einsatz der vorhandenen Mediziner zu danken, betonte Henke. Viele arbeiteten „am Limit“, die durchschnittliche Wochenarbeitszeit betrage 55 Stunden. Im Vergleich zu einer Umfrage vor zwei Jahren sank dieser Mittelwert zwar um zwei Stunden. Allerdings gaben immer noch 35 Prozent der Befragten an, 60 bis 79 Stunden im Einsatz zu sein. Die Überstundenzahl von Klinikmedizinern sei zehnmal so hoch wie die eines Durchschnittsarbeitnehmers, sagte Henke. Und die Hälfte davon wird nach den Angaben der Betroffenen überhaupt nicht vergütet – was den Klinikbetreibern im Jahr knapp eine Milliarde Euro erspare.

Da es gleichzeitig überall an Pflegepersonal fehlt, müssten Ärzte inzwischen teilweise dessen Aufgaben miterledigen, so der Verbandschef. Auch ihre Schreibtischarbeit empfänden viele als Zumutung. Mehr als die Hälfte der Befragten investiert dafür täglich über zwei Stunden, neun Prozent sogar mehr als vier Stunden – für Henke eine „Vergeudung ärztlicher Arbeitskraft“. 41 Prozent beklagen denn auch ihre Arbeitsbedingungen. Und 44 Prozent spielen mit dem Gedanken, ihren Job im Klinikum aufzugeben. Immerhin: Vor drei Jahren waren es noch 53 Prozent. Rainer Woratschka

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