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Interview: „Ein Abkommen ist machbar und möglich“

Norbert Röttgen ist zum zweiten Mal bei einem Klimagipfel dabei. Kurz nach seinem Amtsantritt als Umweltminister erlebte er das Scheitern der Verhandlungen in Kopenhagen.

Wird Cancun so enden wie Kopenhagen oder gibt es Chancen auf ein Abkommen?

Man weiß es momentan noch nicht, ob es ein Ergebnis geben wird oder nicht. Die Frage ist, ob wir die Kraft haben nach vorne zu gehen. Ich bin der Auffassung, dass es machbar und möglich ist. Es sind ja unser aller Probleme, die wir lösen müssen. Irgendwann kommen sie bei allen Ländern an. Es hängt nun vom politischen Willen ab, den müssen manche bis Freitag noch aufbringen.

Das Kyoto-Protokoll ist der einzige existierende Klimavertrag. Nun wird über eine Verlängerung mit neuen Verpflichtungen gestritten. Ist das ein Weg?

Das Kyoto-Protokoll ist wichtig. Die europäische Position ist, dass man eine zweite Phase braucht, und die EU ist bereit, sich dahingehend zu verpflichten. Aber diese muss auch klimapolitisch wirksam sein und da bedarf es noch einiger Verbesserungen im Kyoto-Protokoll selbst. Und die Staaten, die noch nicht mit dabei sind wie die USA und China, müssen eigene Beiträge leisten.

Was müsste beschlossen werden, damit es aus deutscher Sicht ein Erfolg ist?

Wir brauchen ein sehr klares Paket. Das, was in Kopenhagen noch unverbindlich war, muss nun verbindlichen Charakter bekommen. Und wir müssen über Kopenhagen hinausgehen, zum Beispiel in der langfristigen Finanzierung der Kliamaschutzprojekte, also bei der Einrichtung eines Fonds. Allerdings sind hier auch die Entwicklungsländer gefragt, wenn es an die Akzeptanz internationaler Anrechnungs- und Transparenzregeln geht. Da kann man sich nicht mit nationaler Souveränität herausreden. Es muss zum Beispiel klar sein, dass eine Tonne Kohlendioxidreduzierung überall gleich viel wert ist, sonst hat das System keinen Sinn.

Spielt Deutschland überhaupt noch eine Vorreiterrolle beim Umweltschutz oder hat es diese abgegeben?

Nein, auf keinen Fall. Wir haben ja zugesagt, bis zum Jahr 2020 den CO2-Ausstoss um 40 Prozent im Vergleich zu 1990 zu reduzieren. Die Bundesregierung hat gerade ein Konzept vorgelegt, das auf erneuerbare Energien und Energieeffizienz setzt, und nur vorübergehend noch Kernenergie nützt als Zwischenlösung, aber nicht als Zukunftsoption. Das unterscheidet uns von anderen Ländern, die Kernenergie als Klimaschutz verstehen.

Das Interview führte Sandra Weiss.

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