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Politik: Islamisten planten offenbar Anschlag auf Istanbuler Nato-Gipfel

Gruppe wurde seit einem Jahr beobachtet / Video von Al Qaida

Istanbul. Knapp zwei Monate vor dem Nato-Gipfel in der türkischen Metropole Istanbul haben die Sicherheitsbehörden eine radikal-islamische Gruppe ausgehoben, die einen Bombenanschlag auf die Konferenz geplant haben soll. In der nordwesttürkischen Stadt Bursa und in Istanbul selbst wurden bei zeitgleichen Polizeiaktionen insgesamt 25 Verdächtige festgenommen, denen Mitgliedschaft in der militanten Organisation Ansar al Islam im Nordirak vorgeworfen wird. Neun von ihnen wurden am Montag jedoch wieder auf freien Fuß gesetzt. Nach Angaben von Gouverneur Oguz Kagan Köksal wurde auch der Kopf der Gruppe, Alpaslan T., festgenommen. Ansar al Islam (Anhänger des Islam) unterhält enge Verbindungen zum Terrornetzwerk Al Qaida, dem auch die verheerenden Anschläge in Istanbul im letzten Herbst zur Last gelegt werden. Der erste Nato-Gipfel auf türkischem Boden am 28. und 29. Juni gilt besonders wegen der Anwesenheit von US-Präsident George W. Bush als mögliches Anschlagsziel.

In Bursa wurden 16, in Istanbul neun Verdächtige festgenommen. Die Istanbuler Gruppe wurde später wieder freigelasssen. Alle Verdächtigen sollen türkische Staatsbürger sein. Die Gruppe war offenbar mehr als eine lediglich für einen einzigen Anschlag gebildete Terrorzelle. Gouverneur Köksal sagte, die Gruppe habe auch einen Anschlag auf eine Synagoge in Bursa sowie einen Bankraub geplant, mit dem Geld beschafft werden sollte. Zudem hätten die Gruppenmitglieder ihre Vorbereitungen unter anderem mit dem Verkauf von Computerspielen und der Arbeit als Parkplatzwächter finanziert.

Polizei und Geheimdienst hatten die Verdächtigen seit etwa einem Jahr im Visier und schlugen am vergangenen Donnerstag zu. Die Aktion wurde erst am Montag bekannt, als die Festgenommenen den Gerichten vorgeführt werden mussten. Die Polizei zeigte Waffen, Chemikalien für den Bombenbau, Zünder, Computer und CDs, die bei Hausdurchsuchungen gefunden wurden. Unter den sichergestellten Materialien war auch ein Ausbildungsvideo, in dem Terroristenchef Osama bin Laden auftritt.

Ansar al Islam ist eine 2001 im Norden des Irak gegründete radikal-islamische Organisation. Ihr gehören irakische Kurden und arabische Kämpfer an, die nach dem US-Angriff auf Afghanistan in den Nordirak geflohen waren. Die Anschlagsvorbereitungen sind der erste Hinweis auf Attentatspläne von Ansar al Islam außerhalb des Irak. Nach türkischen Fernsehberichten hatten die neun in Istanbul festgenommenen Männer im Norden des Irak an Kämpfen zwischen Ansar al Islam und US-Truppen teilgenommen. Gouverneur Köksal sagte, die Mitglieder der Gruppe hätten sich nach dem Anschlag auf den Nato-Gipfel in den Irak absetzen wollen, um gegen die Amerikaner zu kämpfen.

Im rund 200 Kilometer südöstlich von Istanbul gelegenen Bursa hatte die türkische Polizei schon vor zwei Jahren eine islamistische Gruppe zerschlagen, die in den neunziger Jahren Freiwillige in die afghanischen Terror-Camps schleuste. Die Namen einiger Mitglieder dieser Gruppe waren im November auch im Zusammenhang mit den Istanbuler Anschlägen aufgetaucht.

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