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Spur der Zerstörung: Palästinenser besichtigen nach einem israelischen Luftangriff in Khan Younis im südlichen Gazastreifen die Schäden. Foto: Ibraheem Abu Mustafa/Reuters

© REUTERS

Israel gegen die Hamas: In Gaza steigt die Gefahr für Zivilisten

Israels Militärs glauben, dass sie die Schwachstellen der Hamas ausgemacht haben. Jetzt haben sie ihre Taktik geändert - mit tödlichen Folgen.

In Kairo laufen separate Verhandlungen über einen Waffenstillstand zwischen Israel und der Hamas, die sich aber nach einer relativ ruhigen Nacht am Montag wieder intensiv mit Raketen beschossen beziehungsweise bombardierten. Israels Militärs glauben die Schwachstellen der Hamas ausgemacht zu haben und änderten ihre Taktik – mit tödlichen Folgen.

Hamas-Politbürochef Khaled Maschaal hatte für Montag in Kairo eine Pressekonferenz angekündigt, um über das Ergebnis der von Ägyptern vermittelten Waffenstillstandsverhandlungen zu informieren. Doch der Termin wurde ohne Begründung abgesagt, was wiederum die nahöstliche Gerüchteküche brodeln ließ. Amerikanischer Druck auf Ägypten? Ägyptische Unzufriedenheit mit der Hamas? Israelische Verweigerung? Übertriebene Forderungen einer oder beider Konfliktparteien? Interne Querelen bei der Hamas?

Immerhin, nicht nur bei der Hamas gibt man sich optimistisch, auch Ägyptens Ministerpräsident Kandil, der kürzlich den Gazastreifen besuchte, äußerte sich in gleicher Richtung. Inzwischen ist klar geworden, dass Israels Forderung nach einem Abkommen über einen lang anhaltenden Waffenstillstand wohl nicht durchsetzbar ist. Als schwierig gilt auch das Verlangen nach Garantien von Dritten, gemeint ist Ägypten, für eine Einhaltung der Waffenruhe durch die Hamas. Deren wichtigste Forderungen richten sich nicht nur an Israel. Die Hamas verlangt nämlich einen politischen Erfolg: Israel soll die Blockade des Gazastreifens weitgehend lockern, Ägypten wiederum die gemeinsame Grenze ohne Einschränkung öffnen.

Auch in israelischen Regierungs- und Armeekreisen ist man überzeugt, dass die politische Führung der Hamas einen schnellen Waffenstillstand anstrebt. Doch die mittleren und niedrigen militärischen Kommandanten und die Anführer der Raketenkommandos sollen sich querstellen und weiterkämpfen wollen.

Israels Militär hat daher allem Anschein nach seine Taktik geändert beziehungsweise das Spektrum der Angriffsziele ausgeweitet. Dies entspräche auch den letzten Drohungen von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Mit gezielten Tötungen wird seit Sonntag die mittlere Kommando-Ebene der Hamas unter Druck gesetzt. Gleich mehrere Kommandanten wurden liquidiert. Doch weil dafür auch zunehmend Angriffe auf Wohngebiete notwendig sind, steigt die Gefahr von Irrtümern bei der Identifizierung der Personen und der Ziele gefährlich an. Als bisher tragischster Irrtum stellte sich die Bombardierung des Hauses des Al-Dahou-Familienclans heraus. Dabei starben 13 unschuldige Zivilisten, darunter vier Kinder und vier Frauen.

Jeder folgenschwere Fehlbeschuss aber lässt das Verständnis westlicher Staaten für Israels Vorgehen abbröckeln.Deshalb mehren sich in Israel die Stimmen von Oppositionellen und angesehenen Intellektuellen, die die Regierung zum Einlenken aufrufen: Sie solle ihre unrealistischen Kriegsziele revidieren und keinesfalls eine Bodenoffensive anordnen.

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