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Nach der Beisetzung von Abu Ein in Ramallah kam es am Rande zu kleineren Auschreitungen.

© Reuters

Israel: Neue Ausschreitungen befürchtet

War es Herzversagen oder war es die Schuld der israelischen Soldaten? Nach dem Tod des Abbas-Vertrauten Abu Ein bei einer Demo streiten Forensiker über die Ursache. Israel hat schon mal vorsorglich seine Armee im Westjordanland verstärkt. Von unserem Korrespondenten aus Tel Aviv

Der Tod des palästinensischen Ministers bei einer Demonstration am Mittwoch könnte in Israel neue Unruhen auslösen. Die Truppenpräsenz und Grenzwachen wurden im gesamten Westjordanland erheblich verstärkt. Während es am Donnerstag in Hebron zu heftigen Zusammenstößen kam, verlief die offizielle Beisetzung der Leiche in Ramallah relativ ruhig. Nur vereinzelt kam es zu Ausschreitungen, doch Tausende schworen Rache.

Druckstellen im Nacken

Die Ursache für den Tod von Abu Ein ist weiter umstritten. Zwar stellten palästinensische, israelische und jordanische Forensiker bei der Obduktion übereinstimmend fest, das Abu Ein an einer Herzerkrankung litt. Doch erklärten die palästinensischen Pathologen, dass der Tod auch durch Schläge auf Gesicht und Nacken sowie die Inhalation von Tränengas verursacht worden sei. Die israelischen Ärzte gehen dagegen von einem Herzversagen infolge von Stress aus. Allerdings haben auch sie Druckstellen an seinem Nacken ausgemacht. Diese wiederum passen zu Videoaufnahmen von der Demonstration gegen israelische Grenzanlagen, auf denen zumindest ein israelischer Soldat zu sehen ist, der Abu Ein würgt.

Palästinensische Reaktion noch unklar

Die Palästinenserführung unter Präsident Mahmud Abbas wird am Freitag über die offizielle Reaktion auf den Tod Abu Eins entscheiden. Arabische Medien meldeten, Abbas habe die sofortige Einstellung der sogenannten Sicherheitskooperation mit Israel angeordnet. Der frühere palästinensische Chefunterhändler Saeb Erakat, der als Sprachrohr Abbas’ gilt, erklärte, dass man Freitagnacht über die Sicherheitskooperation und den Antrag an die Uno zugunsten sofortiger Wiederaufnahme direkter Verhandlungen diskutieren werde.

Folgen für die Neuwahlen

Das weitere palästinensische Vorgehen wird möglicherweise entscheidende Auswirkungen auf die vorgezogenen Wahlen vom 17. März haben. Denn in der Vergangenheit konnten insbesondere palästinensische Gewalttaten, aber auch einseitige politische Schritte die nationalistische Rechte in Israel entscheidend stärken. Noch räumen die neuesten Meinungsumfragen dem Zusammenschluss der oppositionellen Arbeitspartei unter Yitzchak Herzog und der „Bewegung“ unter der bisherigen Justizministerin Zippi Livni beste Chancen ein.

Charles Landsmann

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